S&P kauft Finanzdaten-Anbieter IHS Markit
Die Versorgung der Börsenwelt mit Finanzdaten hat sich in Zeiten des digitalisierten Handels zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. Nun kommt es zu einer Mega-Übernahme unter den grössten Anbietern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Finanzdatenanbieter S&P Global will den Konkurrenten IHS Markit in einem milliardenschweren Aktien-Deal übernehmen.
Die Unternehmen gaben am Montag eine Vereinbarung bekannt, bei der IHS Markit insgesamt mit 44 Milliarden Dollar (rund 37 Mrd. Euro) bewertet wird. Darin enthalten sind auch 4,8 Milliarden Dollar an Schulden. Es handelt sich um die grösste Übernahme eines US-Unternehmens in diesem Jahr. Der Deal soll im zweiten Halbjahr 2021 abgeschlossen werden, wenn die Kartellbehörden zustimmen.
IHS Markit entstand 2016 aus der Fusion des Daten-Dienstleisters IHS mit dem britischen Rivalen Markit, der etwa für Konjunkturbarometer wie den Einkaufsmanagerindex bekannt ist. Der Konzern beschäftigt nach eigenen Angaben über 5000 Analysten, Datenforscher sowie Finanz- und Branchenexperten. Hauptsitz ist London, allerdings werden die Aktien von IHS Markit an der New Yorker Börse gehandelt. S&P ist schon lange ein Schwergewicht der Finanzwelt, zum US-Konzern gehören etwa die gleichnamige Ratingagentur und etliche Börsenindizes.
Aktionäre von IHS sollen der Übernahmevereinbarung nach je eigenem Papier 0,2838 S&P-Global-Aktien erhalten. Zum Vergleich: An der Börse wird S&P Global aktuell mit rund 82,8 Milliarden Dollar bewertet, während IHS Markit bei 36,9 Milliarden Dollar liegt. Bei Anlegern wurde der angestrebte Deal zunächst positiv aufgenommen: Die Aktien von IHS Markit legten im New Yorker Handel kräftig zu, auch S&P Global verzeichnete Kursgewinne. Geleitet werden soll das Unternehmen weiterhin von S&P-Global-Konzernchef Richard Thornburgh.
Die geplante Übernahme wäre dem Finanzdienst Bloomberg zufolge der weltweit zweitgrösste Deal in diesem Jahr hinter einer rund 56 Milliarden Dollar schweren Transaktion in der chinesischen Ölbranche. Der Markt für Finanzdaten hat sich mit der voranschreitenden Digitalisierung des Handels zu einem lukrativen und umkämpften Geschäft entwickelt. In Europa versucht gerade die Londoner Börse LSE, eine 27 Milliarden Euro teure Übernahme des Finanzdatenanbieters Refinitiv unter Dach und Fach zu bringen. Die EU-Wettbewerbshüter haben jedoch Bedenken geäussert und fordern Zugeständnisse.