Texas-Attacke: Das macht ein Amok-Erlebnis mit überlebenden Kindern
Im US-Bundesstaat Texas sitzt der Schock nach dem Schul-Massaker von Uvalde tief. Ein Experte erklärt, was ein derartiges Erlebnis mit den Überlebenden macht.
Das Wichtigste in Kürze
- Vergangene Woche hat ein 18-Jähriger in Texas 19 Kinder und zwei Erwachsene getötet.
- Für die Überlebenden und die Hinterbliebenen der Kinder muss vieles aufgearbeitet werden.
- Ein Kinderpsychologe erklärt, was ein solches Erlebnis mit den Betroffenen macht.
Es ist einer der schlimmsten Amokläufe in der US-Geschichte: Letzte Woche hat ein 18-jähriger Schütze in einer Primarschule in Texas 19 Kinder und zwei Lehrerinnen getötet. Der Täter selbst wurde von der Polizei gestoppt – auch er ist tot.
Auch für die Kinder, die mit dem Schrecken davon kamen, ein prägender Vorfall – sie haben Grausames erlebt. Eine Schülerin hat sich Berichten zufolge gar mit dem Blut einer Freundin beschmiert, um sich tot zu stellen. Das hinterlässt Spuren.
Laut dem Kinderpsychologen Philipp Ramming werden die Betroffenen lange haben, bis sie zurück in die Normalität finden.
«Wir alle denken, der Alltag sei sicher», sagt Ramming zu Nau.ch. «Aber ein solches Erlebnis beschädigt dieses Grundvertrauen und zieht einem den Boden unter den Füssen weg.»
Da brauche es lange, bis die Kinder sich wieder sicher fühlen und Vertrauen in das Leben zurückgewinnen. «Aber es gibt heute gute therapeutische Möglichkeiten, ihnen beim Weg zurück in den Alltag zu helfen.»
Experte: «Ein solches Ereignis bleibt Teil der Biographie»
Ob ein derartiges Trauma ein Leben lang bleibt, kann von Kind zu Kind variieren: «Ein solches Ereignis bleibt ein Teil der Biographie. Wie gut die Kinder sich wieder zurechtfinden, hängt von ihrer persönlichen Veranlagung, ihrem Umfeld und der therapeutischen Hilfe, die sie bekommen, ab.» Posttraumatischen Belastungsstörungen könnte einigermassen vorgebeugt werden.
Doch auch für die Hinterbliebenen ist die Situation prägend. Der Mann einer der getöteten Lehrerinnen starb nur wenige Stunden nach ihr an einem «gebrochenen Herzen», wie US-Medien schrieben. Er erlitt einen Herzinfarkt.
«Wenn Eltern auf so gewaltsame Weise ein Kind verlieren, braucht es sehr lange, bis sie einigermassen darüber hinweg und zurück in den Alltag kommen können. Wenn überhaupt», so Ramming.
Den Lebenswillen wiederzufinden, sei nicht einfach, und manchmal komme er auch nicht wieder. «Aber so ein direkter Zusammenhang wie mit dem verstorbenen Ehemann ist meistens anlagebedingt.»