Titanic-U-Boot: «Defekte wurden mit Kabelbindern zusammengeflickt»
Der deutsche Unternehmer Arthur Loibl reiste vor zwei Jahren ebenfalls mit «Ocean Gate» zur Titanic. Heute sieht er die Expedition als «Himmelfahrts-Kommando».
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Sonntag hat «Ocean Gate Expeditions» keinen Kontakt mehr zum «Titan»-Tauchboot.
- Im Wettlauf gegen die Zeit suchen Rettungsdienste nach den fünf vermissten Insassen.
- Ein deutscher Unternehmer machte die Titanic-Reise 2021 ebenfalls mit.
- Die Zustände im Boot seien schlimm gewesen: «Es war ein Himmelfahrtskommando.»
Die Rettungskräfte bleiben in ihrer Suche nach dem verschollenen Titanic-Tauchboot bisher erfolglos. Seit Sonntag wird dieses vermisst. An Bord sind fünf Menschen seit Tagen auf kleinstem Raum eingesperrt – der Sauerstoff geht bald aus.
Der deutsche Unternehmer Arthur Loibl kann sich vorstellen, was die Menschen gerade durchmachen. Er hat sich vor zwei Jahren selbst in exakt demselben Tauchboot auf die Reise zur Titanic gemacht.
«Ein Himmelfahrtskommando» und «absolut verrückt», nennt er die Expedition gegenüber dem «Bayerischen Rundfunk» heute. Er selbst habe gleich nach dem Tauchgang gewusst: Das würde er – mit diesem Tauchboot – nicht mehr machen.
Das Titanic-U-Boot ist von aussen zugeschraubt
Nach Angaben von Loibl hat die Crew keinerlei Möglichkeit, sich selbst aus dem Tauchboot zu befreien. Dieses kann nur von aussen geöffnet werden. «Sie sind eingesperrt, das Boot wird von aussen zugeschraubt. Auch wenn sie oben treiben sollten, sie kommen nicht heraus», erklärt Loibl.
Als Loibl von den Ereignissen erfuhr, war er schockiert: «Es ist mir eiskalt den Rücken hinuntergelaufen», sagt er. Denn er kenne den Titanic-Spezialisten sowie den Piloten persönlich. Es sind dieselben, die 2021 auch mit ihm zur Titanic hinabsanken.
Für seine Fahrt zahlte der 60-Jährige damals 100'000 Euro. Zudem schloss er im Vorfeld mit «Ocean Gate Expeditions» jegliche Haftungsansprüche vertraglich aus.
Defekte werden mit Kabelbindern zusammengeflickt
Auch seine Expedition vor zwei Jahren verlief nicht reibungslos. Wie Loibl erzählt, stiessen auch sie beim Tauchgang auf technische Probleme. Fünf Stunden hätten sie zuerst im U-Boot gewartet, weil die Elektronik zusammenbrach.
Beim Tauchgang sei ein Stabilisationsrohr kaputtgegangen. «Draussen wurde geschweisst, während die Expeditionsteilnehmer schon drinsassen.» Andere Defekte im U-Boot seien «mit Kabelbindern zusammengeflickt» worden.
In rund 4000 Metern Tiefe würden zudem starke Strömungen herrschen. Auf die Frage, ob er glaube, die Passagiere könnten noch gerettet werden, antwortet Loibl, dass er dies natürlich hoffe. «Aber ich halte es fast für unmöglich.»