Trump besucht nach Entgleisung von Güterzug Unglücksort in Ohio
Knapp drei Wochen nach der Entgleisung eines mit giftigen Chemikalien beladenen Güterzugs im US-Bundesstaat Ohio ist der frühere Präsident Donald Trump zum Unglücksort gereist.
Das Wichtigste in Kürze
- Rechtspopulist im Wahlkampfmodus.
Der Republikaner, der bei der Präsidentschaftswahl 2024 das Weisse Haus zurückerobern will, besuchte am Mittwoch die Gemeinde East Palestine, dankte den Einsatzkräften und kritisierte die Regierung seines Nachfolgers Joe Biden.
Die Menschen in East Palestine seien Opfer von «Gleichgültigkeit und in manchen Fällen Verrat» geworden, sagte der Rechtspopulist. So habe Biden zunächst keine Bundeshilfe mobilisieren wollen. Ohios konservativer Gouverneur Mike DeVine hatte zwischenzeitlich erklärt, die Katastrophenschutzbehörde Fema sehe sich nach dem Unglück nicht als zuständig an. Dann wurde die Entsendung eines Fema-Teams angekündigt. Auch andere Bundesbehörden sind vor Ort im Einsatz.
Nach dem Güterzugunglück vom 3. Februar, bei dem unter anderem die als krebserregend eingestufte Chemikalie Vinylchlorid in die Umwelt gelangt war, haben Trump und andere Vertreter der Republikanischen Partei wiederholt die Biden-Regierung kritisiert. Sie werfen dem Präsidenten und seinen Ministern unter anderem vor, nicht nach East Palestine gereist zu sein und die Bevölkerung vor Ort nicht ausreichend zu unterstützen.
So schrieb der Rechtsaussen-Abgeordnete Andy Biggs nach Bidens Überraschungsbesuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter: «Sie sollten an der Seite von East Palestine stehen – einer amerikanischen Stadt in Ihrem eigenen Land, die Ihre Hilfe braucht.»
Die Demokraten nutzten Trumps Besuch am Unglücksort aber ihrerseits für Kritik an dessen Bilanz als Präsident – und warfen ihm vor, in seiner Zeit im Weissen Haus (2017 bis 2021) Sicherheitsvorgaben für Güterzüge geschwächt zu haben. Verkehrsminister Pete Buttigieg, der am Donnerstag nach East Palestine reisen wird, sagte dem Sender CBS, die Trump-Regierung sei durchgehend «Anti-Regulierung und Pro-Industrie» gewesen.
Der Güterzug mit 150 Waggons war auf dem Weg von Madison im Bundesstaat Illinois nach Conway im Bundesstaat Pennsylvania verunglückt. Knapp 40 Waggons entgleisten. Es brach ein riesiges Feuer aus, giftige Chemikalien gelangten an die Umwelt. Tausende Menschen mussten ihre Häuser vorübergehend verlassen.
Die Behörden beteuern zwar, Tests hätten ergeben, dass Luft und Wasser in der Region sicher seien. Viele Anwohner aber sind skeptisch und führen unter anderem Kopfschmerzen auf das Unglück zurück. Die Umweltschutzbehörde EPA wies die Bahngesellschaft Norfolk Southern am Dienstag an, für die Kosten der Säuberungsarbeiten aufzukommen.
Trump hatte im November eine erneute Präsidentschaftsbewerbung verkündet. Der 76-jährige Rechtspopulist geniesst bei der konservativen Basis zwar nach wie vor grosse Beliebtheit. Viele Republikaner würden aber lieber mit einem anderen Kandidaten in die Präsidentschaftswahl 2024 ziehen als mit dem höchst umstrittenen Ex-Präsidenten.
Der Präsidentschaftskandidat oder die Präsidentschaftskandidatin der Republikaner wird im kommenden Jahr bei Vorwahlen bestimmt. Vergangene Woche stieg die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley in das Präsidentschaftsrennen ein und forderte damit Trump heraus. Als gefährlichster parteiinterner Rivale Trumps gilt aber der Gouverneur des Bundesstaats Florida, Ron DeSantis.