Trump in Interview: Habe Corona-Gefahr heruntergespielt

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USA,

Der US-Journalist Bob Woodward hat Interviews mit Donald Trump veröffentlicht. Trump gibt darin zu, die Gefahr vor dem Coronavirus heruntergespielt zu haben.

Trump
US-Präsident Donald Trumpverspricht der amerikanischen Bevölkerung eine baldige Erholung von der Coronavirus-Krise. Foto: Alex Brandon/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein US-Journalist hat Interviews mit US-Präsident Donald Trump veröffentlicht.
  • Darin gibt Trump offen zu, er habe das Coronavirus heruntergespielt.
  • Trump habe bereits im Februar von der Gefahr gewusst.

US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Worten die Coronavirus-Gefahr absichtlich heruntergespielt, um keine Panik auszulösen.

Aus am Mittwoch veröffentlichten Interviews mit dem Journalisten Bob Woodward geht hervor: Trump war bereits Anfang Februar informiert. Er wusste, dass das Virus sich über Luft überträgt und eine höhere Sterberate als eine Grippe hat.

Bob Woodward
Der US-Journalist Bob Woodward veröffentlichte Interviews mit Donald Trump. - keystone

Öffentlich verwies er in dieser Zeit dagegen auf niedrige Fallzahlen in den USA. Dazu behauptete er mehrfach, das Virus werde von allein verschwinden.

In den USA starben rund 190'000 Menschen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Zum Teil auch, weil sie Warnungen von Experten und Vorsichtsmassnahmen wie Masken nicht ernst nahmen.

Trump habe die Öffentlichkeit «nie über Covid belogen»

Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany bestritt nicht die Echtheit der Aufnahmen. Sie sagte aber zugleich: «Der Präsident hat die amerikanische Öffentlichkeit nie über Covid belogen.» Es habe aber dafür gesorgt, dass die Bevölkerung die Ruhe behalten habe.

Es gehöre aber zu seinen Aufgaben, dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung die Ruhe behalte. «Der Präsident hat das Virus nie heruntergespielt. Der Präsident hat Ruhe ausgestrahlt. Er war hoffnungsvoll», sagte McEnany. Zugleich habe er frühzeitig Massnahmen wie eine Einschränkung der Einreise aus China ergriffen.

Donald Trump
US-Präsident Donald Trump nannte das Coronavirus auch schon «Kung Flu». - dpa-infocom GmbH

Trump selbst verteidigte seine verharmlosenden Äusserungen: Er habe damals «Panik» im Land vermeiden wollen, sagte Trump am Mittwoch in Washington.

Die Regierung habe «Führungsstärke» zu zeigen, betonte Trump in einer Pressekonferenz im Weissen Haus. «Ich will nicht, dass sich die Menschen ängstigen, ich will keine Panik erzeugen.» Das neue Buch Woodwards bezeichnete der Präsident als «weiteren politischen Anschlag».

Trumps Herausforderer im Rennen ums Weisse Haus, Joe Biden, griff den Präsidenten unterdessen scharf an. Biden warf Trump ein «beinahe kriminelles» Verhalten in der Corona-Krise vor. Dem Sender CNN sagte der 77-Jährige in einem am Mittwochabend vorab in Auszügen veröffentlichten Interview, Trumps Verhalten sei «abscheulich». Zuvor sagte er an einem Auftritt in Michigan: Trump «wusste, wie tödlich es ist und hat es gezielt heruntergespielt. Schlimmer noch, er hat das amerikanische Volk angelogen».

Zehntausende Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn Trump schneller gehandelt hätte, sagte Biden.

Woodward ist eine Journalisten-Legende

Woodward geniesst im US-Journalismus den Status einer Legende. Dies seit er und sein Kollege Carl Bernstein eine entscheidende Rolle im Watergate-Skandal spielten. Dieser kostete den Präsidenten Richard Nixon 1974 den Job.

Sein neues Buch «Rage» (etwa: Wut) erscheint erst kommende Woche. Der Sender CNN veröffentlichte kurz zuvor Auszüge aus den aufgezeichneten Trump-Interviews, die Woodward für ein demnächst erscheinendes Buch geführt hatte.

Darauf ist unter anderem zu hören, wie Trump am 19. März sagt: «Ich wollte es immer herunterspielen. Ich spiele es auch immer noch gern herunter, weil ich keine Panik erzeugen will.»

Donald Trump Virus
Donald Trump wusste schon lange über die Gefährlichkeit des Coronavirus bescheid. - keystone

In einem Gespräch am 7. Februar sagte Trump den Aufnahmen zufolge: «Das ist tödliches Zeug.» Menschen müssten nicht erst Kontaktflächen anfassen, um sich anzustecken: «Man atmet einfach Luft ein, und das ist, wie es sich überträgt.»

Die Krankheit sei auch «tödlicher» als die Grippe, die pro Jahr 25'000 bis 30'000 Amerikaner das Leben koste. «Wer hätte das jemals gedacht, richtig?», bemerkte der Präsident dazu.

Ende Februar sprach Trump unterdessen bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus davon, wie wichtig es sei, sich oft die Hände zu waschen und nicht jeden Griff anzufassen. Und dass man sich der Krankheit gegenüber genauso wie bei einer Grippe verhalten sollte.

Weitere Enthüllungen im Buch

In den Mitschnitten ist zudem zu hören, wie Woodward angesichts der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Afroamerikaner von Trump wissen will, ob dieser sich auch Gedanken über seine privilegierte Position als Weisser mache. «Nein, ich fühle das überhaupt nicht», entgegnet Trump.

Zu den bisher bekanntgewordenen Details aus dem Buch gehört ausserdem, dass Trump in seinen Interviews mit Woodward von einem einzigartigen und streng geheimen Waffensystem sprach. Der Journalist versuchte daraufhin nach eigenen Angaben, weitere Informationen bei seinen Quellen einzuholen - diese hätten sich überrascht gezeigt, dass Trump überhaupt davon erzählt habe.

Dem Buch zufolge ging Trumps zeitweiliger Verteidigungsminister James Mattis in die Nationalkathedrale in Washington, um zu beten, weil er sich Sorgen über das Schicksal des Landes unter der Führung des Präsidenten machte. Der frühere Geheimdienst-Koordinator Dan Coats wiederum sei sehr besorgt gewesen über das Verhältnis Trumps zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.

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