Donald Trump nimmt Corona-Briefings wieder auf
Die USA bekommen die Corona-Pandemie nicht in den Griff. US-Präsident Trump will nun wieder öfters über die Lage unterrichten. Und weibelt für Masken.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump will ab heute Dienstag wieder Corona-Briefings in den USA durchführen.
- Gleichzeitig wirbt der US-Präsident auf Twitter nun plötzlich auch für das Maskentragen.
Angesichts dramatisch steigender Infektionszahlen will US-Präsident Donald Trump nach knapp drei Monaten seine Pressekonferenzen in der Corona-Krise wieder aufnehmen.
Nach Angaben der Sprecherin des Weissen Hauses, Kayleigh McEnany, soll es bereits heute (17 Uhr Ortszeit/23 Uhr MESZ) so weit sein. «Wir hatten sehr erfolgreiche Briefings», sagte Trump am Montag. Rekordzahlen an Zuschauern hätten seine Auftritte im Fernsehen verfolgt.
Mit den Pressekonferenzen, die er bis Ende April fast täglich abhielt, handelte sich Trump aber auch Kritik ein. Wegen schlechter Umfragewerte für sein Krisenmanagement bei weiterhin dramatischen Zuwächsen der Infektionszahlen dürfte Trump nun Tatendrang beweisen wollen - was auch an einem Tweet deutlich wurde.
Die Maske und der Pratriotismus
Darin warb Trump für das Tragen von Masken in bestimmten Situationen während der Corona-Pandemie. «Wir sind vereint in unseren Bemühungen, das unsichtbare China-Virus zu besiegen», twitterte Trump. «Und viele Menschen sagen, dass es patriotisch ist, eine Gesichtsmaske zu tragen, wenn man keine soziale Distanz wahren kann. Niemand ist patriotischer als ich, Euer Lieblings-Präsident!»
Dazu veröffentlichte Trump ein Foto, auf dem er mit einer Maske mit dem Präsidenten-Siegel zu sehen ist. Trump hat bislang bei kaum einem öffentlichen Auftritt eine Maske getragen. Ihm wird vorgeworfen, durch sein Auftreten ohne Mund-Nasen-Schutz ein schlechtes Vorbild in der anhaltenden Pandemie abzugeben. Bei einem Krankenhausbesuch am vorvergangenen Samstag hatte Trump dann eine Maske auf.
Trump steht zunehmend unter Druck
Sowohl der Masken-Tweet als auch die Rückkehr zu den Corona-Pressekonferenzen deuten darauf hin, dass Trump der wachsenden Kritik an seinem Krisenmanagement entgegentreten will.
In einer am Freitag veröffentlichten Befragung im Auftrag der «Washington Post» und des Senders ABC äusserten sich 60 Prozent negativ über Trumps Umgang mit der Pandemie, nur noch 38 Prozent befürworteten Trumps Vorgehen.
Ende Mai hatten sich noch 53 Prozent negativ und 46 Prozent positiv geäussert. Im März hatte eine knappe Mehrheit (51 Prozent) Trumps Vorgehen noch gutgeheissen, 45 Prozent hatten es abgelehnt. Trump will sich bei der Wahl im November um eine zweite Amtszeit bewerben.
«Die Menschen wollen vom Präsidenten hören»
Die Rückkehr zu den Briefings hatte sich bereits angekündigt: Trump-Beraterin Kellyanne Conway hatte die Umfragewerte darauf zurückgeführt, dass der Präsident nicht mehr bei Briefings der Corona-Arbeitsgruppe im Weissen Haus auftritt.
Es sei kein Zufall, dass die Werte besser gewesen seien, als Trump selber die Coronavirus-Problematik angesprochen habe, hatte Conway am Freitag vor Reportern gesagt.
«Die Menschen wollen vom Präsidenten der Vereinigten Staaten hören. Es muss nicht täglich sein, es muss nicht für zwei Stunden sein, aber aus meiner Sicht muss es sein.»
Was es mit den Briefings auf sich hat
Bis Ende April war Trump über Wochen hinweg fast täglich bei den Pressekonferenzen der Coronavirus-Arbeitsgruppe des Weissen Hauses aufgetreten. Teilweise dauerten die Briefings mehr als zwei Stunden und drehten sich nicht nur um die Pandemie.
Manche Aussagen brachten dem Präsidenten Kritik ein - etwa eine Überlegung im April, ob es im Kampf gegen das Virus helfen könnte, Menschen Desinfektionsmittel zu spritzen.
Offensichtlich verärgert über den Gegenwind erklärte Trump kurz darauf, dass sich der Aufwand der Pressekonferenzen aus seiner Sicht nicht mehr lohne. Zuletzt fanden Corona-Briefings des Weissen Hauses nur noch selten und ohne Trump statt.
Nun soll es laut Trump um Fortschritte bei der Suche nach einem Impfstoff, um Medikamente zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen und um «das China-Virus» gehen. Ausserdem sollten sich führende Vertreter der Pharma-Industrie dort äussern.
Kein Abflauen der Pandemie in Sicht
Die Zahl der täglich nachgewiesenen Neuinfektionen in den USA nehmen seit Längerem wieder dramatisch zu. Derzeit werden weiterhin jeden Tag Zehntausende verzeichnet. Am Sonntag registrierten die Forscher der Johns-Hopkins-Universität (JHU) knapp 62'000 neue Fälle.
Der bisherige Rekord wurde am vergangenen Donnerstag mit mehr als 77'000 Neuansteckungen erreicht. Seit Beginn der Pandemie verzeichnete die JHU-Statistik insgesamt rund 3,8 Millionen Fälle, mehr als 140'000 Menschen kamen infolge einer Infektion ums Leben.