Der UN-Sicherheitsrat fordert schnelle humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung in Gaza. Israel warnt die Hamas, diese nicht zur Aufrüstung zu missbrauchen.
Gaza
Ein Mädchen steht vor dem zerstörten Kulturzenter Said al-Mishal im Westen von Gaza. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Israel und Palästina konnten sich am Freitagmorgen zu einer Waffenruhe einigen.
  • Der UN-Sicherheitsrat fordert nun humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung in Gaza.
  • Israel warnt die Hamas davor, diese Hilfslieferungen zur Aufrüstung zu missbrauchen.
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Nach der Waffenruhe im Gaza-Konflikt hat sich der UN-Sicherheitsrat für schnelle humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen starkgemacht. Er betonte in einer Stellungnahme am Samstag zudem die Dringlichkeit, dauerhaften Frieden in der Region zu erreichen. Mit dem Ziel von «zwei demokratischen Staaten», Israel und Palästina, friedlich Seite an Seite.

Auch US-Präsident Joe Biden und die Europäische Union dringen auf eine solche Lösung. In der Nacht auf Freitag war eine Waffenruhe in Kraft getreten. Israel und die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas hatten sich darauf unter Vermittlung Ägyptens nach einem elftägigen Schlagabtausch verständigt.

Israel spricht Warnung für Hamas aus

Israel hat jedoch die Sorge, Hilfslieferungen in den blockierten Küstenstreifen könnten für eine Aufrüstung der Hamas missbraucht werden. Das passierte bereits nach dem letzten Gaza-Krieg 2014. Israelische Minister bekräftigten, Israel werde künftig auf jeden Angriff aus dem Palästinensergebiet deutlich härter reagieren als zuvor.

Finanzminister Israel Katz sagte am Sonntag: «Für jeden Angriff auf den Süden muss es gezielte Tötungen von Hamas-Führern geben und Feuer auf Hamas-Ziele.» Jihia al-Sinwar, Hamas-Chef im Gazastreifen, werde für jeglichen Angriff «mit seinem Kopf bezahlen».

Israel Katz
Der israelische Geheimdienstminister Israel Katz während eines Interviews. (Archivbild) - Keystone

Nach Angaben der israelischen Armee hatten militante Palästinenser während des Waffengangs mehr als 4360 Raketen auf Israel abgefeuert. 680 davon seien im Gazastreifen selbst eingeschlagen. Bei den Angriffen seien in Israel 13 Menschen getötet worden.

Die israelische Armee habe mehr als 1500 Ziele in dem Küstenstreifen beschossen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden 248 Palästinenser getötet, mehr als Viertel davon Minderjährige. Israels Armee spricht dagegen von mehr als 200 getöteten militanten Palästinensern im Gazastreifen.

Gaza geht zurück an die Arbeit

Die von der Hamas kontrollierten zivilen Regierungsstellen in dem Küstenstreifen nahmen am Sonntag wieder ihre Arbeit auf. Die israelischen Angriffe zielten auf die militärische Infrastruktur der Hamas ab. Sie richteten aber zugleich enorme Schäden an Wohn- und Hochhäusern, Gesundheitseinrichtungen und anderen öffentlichen Gebäuden an.

Der Alltag der mehr als zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens kam zum Erliegen. Die Bombardements verbreiteten unter den Zivilisten Angst und Schrecken.

Tel Aviv
Demonstration gegen Israels «Nationalitätsgesetz» in Tel Aviv. - Twitter/MLingenfelser

Bei einer Kundgebung in Tel Aviv forderten mehrere tausend Demonstranten am Samstagabend eine friedliche Lösung des Jahrzehnte alten Konflikts. «Dies ist unser aller Heim» und «Gleichberechtigung für alle Bürger» stand auf Schildern, die Demonstranten in die Höhe hielten.

In zahlreichen Städten weltweit nahmen am Samstag Tausende Menschen an pro-palästinensischen Demonstrationen teil, darunter in Berlin, London und Paris. Auf Plakaten forderten die Demonstranten unter anderem «Freiheit für Palästina». In New York und Los Angeles kam es am Rande solcher Kundgebungen in den letzten Tagen zu schweren antisemitischen Übergriffen.

Hass auf Juden wurde unterschätzt

Nach Ansicht des Antisemitismusbeauftragten der Berliner Polizei, Wolfram Pemp, wurde der Hass auf Juden lange massiv unterschätzt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte in ihrer wöchentlichen Videobotschaft: «Wer Hass gegen Juden auf unsere Strassen trägt, wer volksverhetzende Beleidigungen äussert, stellt sich ausserhalb unseres Grundgesetzes.»

Die Kanzlerin sprach von «unerträglichen antisemitischen Äusserungen auf einigen Demonstrationen der letzten Tage». Sie forderte spürbare Folgen für die Täterinnen und Täter.

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Der Tempelberg in Jerusalem. (Archivbild) - Keystone

Nach rund drei Wochen Zutrittsverbot wurde der Tempelberg in Jerusalem am Sonntag wieder für jüdische Besucher geöffnet. Die heilige Stätte war wegen Konfrontationen von Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften während des muslimischen Fastenmonats Ramadan für Juden geschlossen worden.

Die Zusammenstösse gelten als einer der Auslöser für den jüngsten Gaza-Konflikt. Dieser begann am 10. Mai, als Mitglieder der Hamas Raketen auf Jerusalem abfeuerten.

Festnahmen nach Waffenruhe

Am Freitag war es auch nach der Waffenruhe auf dem Tempelberg zu neuen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Nach Angaben der israelischen Polizei wurden in der Nacht zum Sonntag 33 Palästinenser festgenommen. Diese seien bei den Ausschreitungen in Ost-Jerusalem beteiligt gewesen.

Bereits am Samstag kam es zu mehreren Festnahmen. Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.

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