US-Geheimdienste: Russlands Kapazität für Frühjahrsoffensive unklar
Laut dem US-Geheimdienst ist nicht klar, ob Russland für neue Kämpfe im März ausgerüstet ist. Der Blick auf die Ukraine sei diesbezüglich optimistischer.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland verbraucht mehr Munition, als es nachproduzieren kann.
- Es ist unklar, ob die Russen für neue Kämpfe im Frühjahr überhaupt ausgerüstet sind.
- Es sei möglich, dass Putin seine militärischen Ambitionen temporär zurückfahren könne.
Die US-Geheimdienste rechnen im Verlauf des Winters mit einer weiteren Verlangsamung des Krieges, den Russland gegen die Ukraine führt. Bereits jetzt sei ein reduziertes Tempo der Kämpfe zu beobachten und beide Konfliktparteien versuchten, sich für weitere Kämpfe im Frühjahr neu aufzustellen, sagte US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines am Samstag auf einem Militär-Forum in Simi Valley (Kalifornien).
Jedoch herrsche in Geheimdienstkreisen ein «gewisses Mass an Skepsis» darüber, ob die russischen Streitkräfte für neue Kämpfe im März überhaupt gerüstet seien. Diesbezüglich sei der Blick auf die Ukrainer optimistischer, so Haines.
Russland geht die Munition aus
Derzeit verbrauche Russland mehr Munition, als es nachproduzieren könne. Das «wirklich aussergewöhnliche» Tempo, mit dem die russischen Streitkräfte ihre Munition aufbrauchten, veranlasse Moskau dazu, Länder wie etwa Nordkorea um Hilfe zu bitten, sagte Haines in einem Gespräch mit der NBC-Journalistin Andrea Mitchell auf dem Reagan National Defense Forum. Neben der Nachschub-Beschaffung sah Haines auch Herausforderungen auf logistischer oder moralischer Ebene für Russland in der seit mehr als neun Monate dauernden Offensive.
Unklar sei, inwiefern Russlands Präsident Wladimir Putin die Schwierigkeiten bewusst seien. «Ich denke, er wird zunehmend über die Herausforderungen informiert, denen das Militär in Russland gegenübersteht. Aber wir sind uns immer noch nicht sicher, dass er voll und ganz im Bilde darüber ist, wie gross sie sind», so Haines.
Putin habe sein politisches Ziel, die Ukraine zu kontrollieren, nicht geändert, sei aber vom ausbleibenden Erfolg der Offensive überrascht worden. Die US-Geheimdienstexperten hielten es für möglich, dass Putin seine militärischen Ambitionen zumindest temporär zurückfahren könne, «mit der Idee, dass er später wieder darauf zurückkommt».