US-Institut erwartet weitere Gespräche um Zukunft von Wagner
Am Wochenende liess Prigoschin seine Söldner in Richtung Moskau marschieren. Experten erwarten nun weitere Verhandlungen darüber, wie es mit ihnen weitergeht.
Das Wichtigste in Kürze
- Wagner-Chef Prigoschin könnte nach Russland zurückgekehrt sein.
- Das ISW erwartet weitere Gespräche über die Zukunft der Wagner-Gruppe.
- Experten vermuten, dass Prigoschin neue Feldlager für seine Truppen in Belarus einrichtet.
Nach dem Ende des kurzen bewaffneten Aufstandes der Söldnergruppe Wagner gegen die russische Militärführung erwarten westliche Experten weitere Verhandlungen um die Zukunft der Kämpfer.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin könne nach Russland zurückgekehrt sein, um die Details einer Vereinbarung mit den Behörden auszuhandeln, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) am Mittwoch (Ortszeit) in Washington.
Die russischen Behörden hatten das Strafverfahren gegen Prigoschin und die Wagner-Armee zuvor eingestellt. Prigoschin ist in Russland Chef des Firmenimperiums Concord, dessen Zukunft auch geregelt werden soll.
Keine gesicherten Beweise, dass Prigoschin Belarus verlassen hat
Der frühere russische Geheimdienstoffizier und prominente Militärblogger Igor Girkin, genannt Strelkow, schrieb am Donnerstag, dass Prigoschin sich «allem Anschein nach» in seiner Heimatstadt St. Petersburg aufhalte. Dort ist auch der Sitz des Firmenimperiums. Von dort steuerte der 62-Jährige auch seine prorussischen und antiwestlichen Desinformationskampagnen im Internet.
Die ISW-Experten betonten, es gebe keine gesicherten Belege dafür, dass Prigoschin Belarus wieder verlassen habe, um weiter zu verhandeln, aber dies sei möglich.
Zugleich wiesen sie auf zahlreiche Berichte von Bloggern hin, nach denen Prigoschin für seine Truppen in Belarus neue Feldlager einrichten lasse.
Machthaber Alexander Lukaschenko in Minsk hatte in dem am Samstag beendeten Aufstand vermittelt und dann am Montag bestätigt, dass der Wagner-Chef in Belarus sei. Kremlchef Wladimir Putin hatte die Wagner-Aufständischen als «Verräter» bezeichnet, ihnen dann aber angeboten, nach Belarus zu gehen. Zugleich bot er kremltreuen Kämpfern an, einen Vertrag mit dem Militär zu unterzeichnen.
Putin teilte auch mit, dass die Wagner-Armee komplett vom russischen Staat finanziert gewesen sei. Dabei hatte er noch im Februar 2022 erklärt, der russische Staat habe nichts mit der Truppe zu tun. Prigoschins Konzern Concord verdiente nach Darstellung Putins Milliarden etwa mit der Essensversorgung der russischen Streitkräfte. Der Kreml will Prigoschins Geschäfte nun prüfen lassen.