US-Konsumenten reagieren auf neue Zölle: Schnell noch einkaufen
In den USA bereiten sich die Menschen auf Trumps Strafzölle vor – durch Hamstern oder Sparen.

Hamstern oder Sparen – auf diese zwei Weisen bereiten sich die Menschen in den USA auf die von Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle vor. Der Frau auf einem Supermarktparkplatz in der Nähe von Washington bleibt nur, sich einzuschränken.
«Ich kann keine Vorräte anlegen. Ich habe weder Platz noch Geld dafür», erzählt sie, während sie die Einkäufe vom Discounter in ihr Auto lädt. «Ich habe 50 Dollar ausgegeben, normalerweise ist es das Doppelte.»
«Die Preise werden mit den Zöllen weiter steigen. Und ich werde das Geld brauchen, um nächste und übernächste Woche Lebensmittel zu kaufen.» Dies sagt die Rentnerin, die anonym bleiben möchte.
104 Prozent auf chinesische Elektrogeräte
Am Mittwoch traten zusätzliche US-Zölle auf ausländische Waren in Kraft. Auf chinesische Elektrogeräte beispielsweise wird nun ein Aufschlag von insgesamt 104 Prozent fällig. Bei in Vietnam hergestellter Kleidung gelten 46 Prozent und der Zoll auf europäischem Wein liegt bei 20 Prozent.
«Zölle sind schlecht, egal ob sie von Demokraten oder Republikanern eingeführt werden», sagt Charles in einem Vorort von Washington. Sich schnell noch eindecken, bevor die Preise in die Höhe schnellen, ist die Devise des 59-Jährigen, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte. «Morgen kaufe ich ein iPhone», sagt er.
Vorratskäufe, um steigende Preise abzufedern
Das hat Keith Taylor schon vor ein paar Tagen getan. «Ich werde kein weiteres elektronisches Gerät kaufen, bis sich die Situation stabilisiert hat», sagt der Mitarbeiter eines Start-ups, das sich auf künstliche Intelligenz spezialisiert hat. Schon seit einigen Monaten sei er vorsichtiger bei seinen Ausgaben, meide bestimmte Marken und achte auf Sonderangebote, erzählt Taylor, bevor er in seinem glänzenden SUV davon fährt.
Ganz in der Nähe stöbert Elisabeth Bradley durch einen Laden der japanischen Modemarke Uniqlo. Auch sie hat ihr Konsumverhalten bereits geändert. Vor zwei Wochen kaufte die 40-Jährige ein Elektroauto des schwedischen Herstellers Volvo, um die Zollerhöhung zu umgehen.
Und sie plant, für ihre Kinder Kleidung auf Vorrat zu besorgen, weil «es teurer werden wird». Bradley empfindet sich als «privilegiert». Als Leiterin einer Digitalagentur glaubt sie, die Preiserhöhungen verkraften zu können. «Das ist bei vielen Menschen nicht der Fall», sagt sie.
Hohe Inflation in den USA seit der Coronapandemie
Zum Beispiel bei Anastasia Nevin – sie sei bereits «im Überlebensmodus», schildert die New Yorkerin. «Ich habe zwei Kinder. Ich versuche einfach, mich durchzuschlagen. Das ist hart.»
Gerade war sie bei Costco, einer für ihre Schnäppchenpreise bekannten Supermarktkette. Wenn alles noch teurer wird, plant Nevin, weniger einzukaufen. Seit der Coronapandemie leiden die Verbraucher in den Vereinigten Staaten unter einer hohen Inflation. Die Preise sanken seitdem nicht mehr, stiegen nur etwas langsamer.
«Man muss sich einfach anpassen»
Manche Menschen hingegen schreckt der von Trump angezettelte Handelskrieg nicht. «Ich bin gut im Einkaufen, ich weiss, wie man Schnäppchen macht», versichert ein Mann in einem Vorort von Washington. «Man muss einfach ruhig bleiben und abwarten, was passiert», rät ein anderer Costco-Kunde.
«Ich vertraue darauf, dass Gott für meine Bedürfnisse sorgt», sagt eine Frau und lächelt. Auch die junge Frau, die gerade einen grossen Karton Windeln für ihr sechs Monate altes Baby gekauft hat, glaubt nicht, dass die Inflation schlimmer sein wird als unter Trumps Vorgänger Joe Biden.
«Es wird viel Aufhebens um diese Geschichte gemacht», meint sie und ist überzeugt, dass der Präsident die Zölle nur als Druckmittel für bessere Handelsbedingungen nutze. Auch der New Yorker Jean Brown ist zuversichtlich, dass «es nicht so katastrophal werden wird». «Die Preise ändern sich ständig», sagt er. «Man muss sich einfach anpassen.»