Wie betäubt – New Orleans ringt mit Schrecken der Auto-Attacke

Keystone-SDA
Keystone-SDA

USA,

Nach der tödlichen Auto-Attacke in der Silvesternacht ist die Stimmung im French Quarter von New Orleans gedämpft.

New Orleans
Ein Auto ist in New Orleans in eine Menschenmenge gerast – 15 Menschen starben. (Archivbild) - Matthew Hinton/AP/dpa

Die Bourbon Street in New Orleans steht in den USA eigentlich für zügelloses Vergnügen und ausgelassenes Feiern. Doch nachdem in der Silvesternacht eine tödliche Auto-Attacke die Stadt erschütterte, ist die Stimmung im sogenannten French Quarter der Südstaaten-Stadt bei Anwohnern und Besuchern gedrückt.

Mehrere Wohnblocks des Ausgehbezirks waren nach dem Angriff gesperrt. Der Attentäter hatte in der Nacht zum Mittwoch gegen 03.15 Uhr im French Quarter mindestens 15 Menschen tot gefahren und zahlreiche weitere verletzt. Er hinterliess einen Riss im Herzen der Stadt, die als «The Big Easy» (etwa: die grosse Leichtigkeit) bekannt ist.

«Wir fühlen uns alle wie betäubt», sagte Ken Williams, ein in New Orleans aufgewachsener Koch. «Alle sind schockiert von dem, was passiert ist», erzählte der 65-Jährige, der als Nebenjob im French Quarter Süssigkeiten verkauft. Einige Menschen würden nun versuchen, «es wegzutrinken – den Schreck abzuschütteln». Er selbst sei in der Silvesternacht gegen 01.30 Uhr nach Hause gegangen, rund 90 Minuten vor Beginn der Attacke.

Attentäter hinterliess eine Spur des Todes

Anders der 22-jährige Dwayne Perkins aus New Orleans: Er habe den Pick-up mit hoher Geschwindigkeit die Bourbon Street hinunterfahren sehen, sagte er. Der Attentäter habe eine Spur des Todes und der Verwüstung hinterlassen. Perkins kritisierte die Polizei dafür, dass ein Privatauto in die Strasse habe fahren können, die zu der Zeit Fussgängern eigentlich vorbehalten gewesen sei.

«Hätten die Polizisten letzte Nacht ihre Arbeit getan, wäre das nie passiert», sagte der 22-Jährige, der auch seine Bewältigungsstrategie verriet: «Mich betrinken und den Schmerz ertränken.»

Im French Quarter wimmelt es normalerweise von Feierwütigen auf der Suche nach Livemusik und Kunstgalerien. Es ist auch der Ausgangspunkt für das ausschweifende Nachtleben der Stadt und hat sich zu einem weltbekannten Zentrum für wilde Partys entwickelt. Am Silvesterabend war es besonders voll: Zu den Feiernden gesellten sich Fans zweier College-Football-Mannschaften, die wegen eines für Mittwochabend angesetzten Spiels in der Stadt waren.

Zehntausende Fans füllten New Orleans

Zehntausende Fans der Universität Notre Dame im Bundesstaat Indiana und der Universität von Georgia waren wegen des Spiels in der Stadt und füllten zum Tatzeitpunkt die Strassen und Bars des Ausgehviertels. Nach den Ereignissen der Silvesternacht wurde das Spiel, der sogenannte Sugar Bowl, auf Donnerstagabend verlegt.

Jill Davenport aus Richmond im Bundesstaat Virginia ist wegen des Spiels mit ihrer Familie nach New Orleans gereist. Nach dem Silvesterfeuerwerk hätten sie überlegt, im French Quarter Livemusik zu hören. Stattdessen seien sie und ihre Familie jedoch um 1 Uhr zurück ins Hotel gegangen, sagte die 55-Jährige der AFP. «Wir hatten Glück, dass wir diese Entscheidung getroffen haben.»

Davenport sagte, sie trauere mit den Angehörigen der Opfer und mache sich zugleich Sorgen um die Geschäfte vor Ort. «Es hat grosse Auswirkungen auf die Wirtschaft dieser Stadt», erläuterte sie. «Die plötzliche Schliessung der Restaurants und Bars könnte für sie das Aus bedeuten.»

Bars und Strassen von New Orleans lebendig mit Fans und Musik

Ausserhalb des abgesperrten Bereichs, in dem das FBI seine Ermittlungen fortführte, zogen die Bars jedoch auch am Mittwochabend Kunden an. Footballfans schlenderten durch die Strassen, ein Akkordeonspieler beschallte eine Gasse mit der für Louisiana typischen Zydeco-Musik.

Ein anderer Strassenmusiker klagte jedoch, dass die Geschäfte schlecht gingen. Es sei die Zeit im Jahr in der «wir Geld machen sollten», sagte er. Stattdessen hätten die Besuchermengen sich gelichtet. Jetzt mache er sich Sorgen um seine Stadt, in der er «nicht in einer Million Jahre» eine solche tödliche Attacke erwartet hätte.

Koch Williams prophezeit seinerseits, New Orleans werde «sich ändern müssen», indem es seine Sicherheitsvorkehrungen für Grossveranstaltungen wie das alljährliche Karnevalsfest Mardi Gras oder das Jazz-Fest drastisch erhöht. «Das Leben zu vieler Menschen steht auf dem Spiel», warnte Williams.

Schon am 9. Februar steht das nächste Mega-Ereignis in der Stadt an: Das Finale der Football-Liga NFL, der Super Bowl, findet in diesem Jahr in New Orleans statt.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

NBA

Mehr in News

Giorgia Meloni
5 Interaktionen
Bali Strand Müll
13 Interaktionen
3 Interaktionen

Mehr aus USA

blinken
10 Interaktionen
zjzj
24 Interaktionen
Fred Kerley
1 Interaktionen