20 Jahre Haft wegen Massaker für Ex-Juntachef in Guinea
Guineas Ex-Machthaber Moussa Dadis Camara wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haft verurteilt.
15 Jahre nach einem Massaker an Zivilisten ist Guineas Ex-Machthaber Moussa Dadis Camara zu 20 Jahren Haft wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt worden. Soldaten hatten am 28. September 2009 die Zugänge zu einem Stadion in der Hauptstadt Conakry verriegelt, in dem Zehntausende Oppositionelle für Wahlen demonstriert hatten, und die Menschen mit Gewehren, Macheten und Bajonetten angegriffen sowie massenhaft Frauen vergewaltigt. Mindestens 156 Menschen wurden getötet und Hunderte verletzt. Mindestens 109 Frauen wurden Opfer schwerer sexueller Gewalt.
Camara hatte 2008 in einem Putsch die Macht in dem westafrikanischen Küstenstaat mit aktuell rund 14 Millionen Einwohnern übernommen. Nach einem Attentat auf ihn kurz nach dem Massaker verliess er das Land. 2010 wurde sein Nachfolger Alpha Condé zum Präsidenten gewählt.
Militärjunta übernimmt Kontrolle im Land
Im September 2021 übernahm in einem weiteren Putsch eine Militärjunta unter der Führung von Mamadi Doumbouya die Kontrolle im Land. Camara kehrte kurz danach aus dem Exil zurück, um sich nach eigenen Angaben der Justiz zu stellen. Camara geniesst bis heute bedeutenden Rückhalt in der Armee.
Der unter Condé mehrfach verschobene Prozess gegen Camara und zehn weitere Angeklagte begann im September 2022 unter der derzeitigen Militärregierung. Auch der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs und die Beauftragte des UN-Generalsekretärs für sexuelle Gewalt nahmen an der Eröffnung teil.
Historisches Urteil
Menschenrechtsorganisationen nannten das Urteil historisch und ein Vorbild für weitere Prozesse. Camara und seine Mitangeklagten hatten auf nicht schuldig plädiert und von einer Verschwörung gegen sie gesprochen.
Der frühere Offizier und seine Vertrauten aus der entlegenen Region Waldguinea geniessen bis heute bedeutenden Rückhalt in Teilen der Armee. Beobachter schliessen nicht aus, dass Machthaber Doumbouya Camara aus politischen Gründen begnadigen könnte.