25 Tote bei Protesten im Irak - Druck auf Regierung wird grösser
Seit zwei Monaten kommt es im Irak immer wieder zu Protesten gegen die Regierung. Mehr als 300 Menschen starben schon. Ein Kleriker warnt vor einem Bürgerkrieg.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kleriker Muktada al-Sadr fordert die irakische Regierung zum Rücktritt auf.
- Es soll ein Bürgerkrieg verhindert werden.
- Bei den Demonstrationen starben bereits 300 Menschen.
Nach einem der blutigsten Tage seit Protestwelle im Irak wächst der Druck auf die Regierung in Bagdad. Die Proteste begannen vor zwei Monaten. Bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in der südirakischen Stadt Al-Nasirija kamen mindestens 25 Menschen ums Leben. Dies berichtete heute Donnerstag die lokale Gesundheitsbehörde.
224 Menschen seien verletzt worden, viele davon schwer. Augenzeugen berichteten, die Sicherheitskräfte hätten Schusswaffen und Tränengas eingesetzt, um die Demonstranten auseinanderzutreiben und eine blockierte Brücke zu öffnen.
In Iraks Hauptstadt Bagdad und in vielen Regionen im Süden des Landes waren Anfang Oktober Proteste ausgebrochen. Es wird gegen die politische Elite des Landes und die ausufernde Korruption demonstriert.
Bereits 300 Tote
Die Demonstranten fordern einen Rücktritt der Regierung sowie ein neues politisches System. Bei den Protesten kamen bereits mehr als 300 Menschen ums Leben, die meisten davon Demonstranten. Menschenrechtler werfen den Sicherheitskräften einen unangemessenen Einsatz von Gewalt vor.
Die vom Parlament eingesetzte Menschenrechtskommission meldete 13 Todesopfer in Al-Nasirija. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre. Am Mittwochabend hatten Demonstranten in der Stadt Nadschaf das iranische Konsulat angegriffen und in Brand gesetzt.
Bürgerkrieg soll verhindert werden
Der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al-Sadr rief die Regierung von Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi zum sofortigen Rücktritt auf. «Wenn die Regierung nicht zurücktritt, ist das der Anfang vom Ende des Iraks», teilte er mit. Sie dürfe nicht dazu beitragen, dass sich das Land in ein «zweites Syrien» verwandele. In dem Nachbarland des Iraks tobt seit fast neun Jahren ein Bürgerkrieg.
Al-Sadrs Block hatte bei der Wahl im Irak im Mai 2018 die meisten Sitze im Parlament gewonnen. Der Kleriker war massgeblich daran beteiligt, Abdel Mahdi auf den Posten des Regierungschefs zu heben.
Der Reichtum ist ungleich verteilt
Der Irak gehört weltweit zu den Ländern mit den grössten Erdölvorkommen. Allerdings ist der Reichtum ungleich verteilt. Kritiker werfen der politischen Elite vor, sich an den Einnahmen des Staates hemmungslos zu bedienen. Zudem leidet das Land unter einer schlechten Infrastruktur, etwa einer unzureichenden Stromversorgung.