Die sogenannte Loja Dschirga wurde von Präsident Aschraf Ghani einberufen. Vertreter werden über das Schicksal von 400 inhaftierten Taliban entscheiden.
Ratsversammlung
Afghanistans Präsident Aschraf Ghani (M) applaudiert im Mai 2019 in der Loja Dschirga (Grosse Ratsversammlung). Foto: Rahmat Gul/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Für eine Ratsversammlung reisen 3200 politische und religiöse Vertreter nach Afghanistan.
  • Sie wurde einberufen, um über das Schicksal von 400 inhaftierten Taliban zu entscheiden.
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In Afghanistan hat unter massiven Sicherheitsvorkehrungen eine grosse Ratsversammlung begonnen. Rund 3200 angesehene politische und religiöse Vertreter der Gesellschaft reisten nach Kabul. Darunter auch etwa 700 Frauen, wie ein Sprecher am Freitag sagte.

Die sogenannte Loja Dschirga wurde von Präsident Aschraf Ghani einberufen, um über das Schicksal von 400 inhaftierten Taliban zu entscheiden. Teils wird schwerste Verbrechen vorgeworfen werden. Die islamistischen Taliban hatte ihre Freilassung zur Vorbedingung für die seit Ende Februar geplanten Friedensgespräche mit der Regierung gemacht. Die Teilnehmer sollen zunächst bis Sonntag tagen.

«La Dschirga» tagt nur wegen aussergewöhnlichen Umständen

Die Loja Dschirga ist eine jahrhundertealte Institution zur Lösung von Angelegenheiten nationaler Bedeutung. Sie wird zur Konsensbildung zwischen konkurrierenden ethnischen Gruppen und Fraktionen einberufen und tagt nur unter aussergewöhnlichen Umständen. Das letzte Mal kam im Mai 2019 eine Ratsversammlung zusammen. Um über Wege zu Frieden mit den Taliban und rote Linien in den Verhandlungen zu sprechen.

Die Vereinigten Staaten forderten Afghanistans Regierung auf, die «historische Gelegenheit» zu nutzen und die Taliban freizulassen. «Wir erkennen an, dass die Freilassung dieser Gefangenen unpopulär ist.» Dies sagte US-Aussenminister Mike Pompeo laut einer Mitteilung am Donnerstag (Ortszeit USA). Die Entscheidung werde aber zu direkten Gesprächen und einem Ende des Kriegs führen, sagte Pompeo weiter.

Hibatullah Achundsada
Die Taliban unterhalten in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein halboffizielles Büro. - Keystone

Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in Doha (Katar) ein Abkommen unterzeichnet. Es sieht einen Abzug der internationalen Truppen sowie einen Gefangenenaustausch als vertrauensbildende Massnahme vor. Und soll den Weg für innerafghanische Friedensgespräche bereiten.

Im Gegenzug versicherten die Taliban, ihre Beziehungen mit anderen Terrororganisation zu beenden. Bis zu 5000 inhaftierte Taliban sollten im Tausch gegen 1000 von den Rebellen festgehaltene Gefangene freikommen. Die Taliban haben nach eigenen Angaben ihren Teil des Abkommens erfüllt.

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