Amnesty: «Massaker» mit wahrscheinlich hunderten Toten in Stadt in Tigray
Gemäss von Amnesty geprüften Augenzeugenberichten, Fotos und Videos sind «wahrscheinlich hunderte» Menschen in Äthiopien einem «Massaker» zum Opfer gefallen
Das Wichtigste in Kürze
- Im Südwesten von Tigray ist es gemäss Amnesty zu einem «Massaker» gekommen.
- Wer für den Angriff verantwortlich war, konnte Amnesty zunächst nicht herausfinden.
- Die UN fordern einen «sofortigen und ungehinderten» Zugang für humanitäre Hilfe in Tigray.
Die Menschenrechtsorganisation Amesty teilte am Donnerstag unter Berufung auf von ihr geprüfte Augenzeugenberichte, Fotos und Videos mit, dass «dutzende» und «wahrscheinlich hunderte» Menschen in der Stadt Mai-Kadra im Südwesten von Tigray einem «Massaker» zum Opfer gefallen seien.
Die Leichen trügen klaffende Wunden, die offenbar von scharfen Waffen wie Messen und Macheten stammten, erklärte Amnesty. Wer für den Angriff verantwortlich war, konnte die Organisation nach eigenen Angaben zunächst nicht herausfinden.
Laut Augenzeugen soll der Überfall von Verbänden verübt worden sein, die mit der Regierungspartei in Tigray, der Volksbefreiungsfront TPLF, verbündet sind. In dem Konflikt um die Region im Norden des Landes bekämpfen sich die TPLF und die Armee der äthiopischen Zentralregierung in Addis Abeba. Die TPLF äusserte sich zunächst nicht zu dem Angriff auf Mai-Kadra.
UN appellieren an äthiopische Regierung
Die Vereinten Nationen appellierten unterdessen an die Regierung in Addis Abeba, einen «sofortigen und ungehinderten» Zugang für humanitäre Hilfe in Tigray zu ermöglichen. Darüber führe die UN-Beauftragte in dem ostafrikanischen Land, Catherine Sozi, Gespräche mit der Regierung, teilte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Hauptsitz der Weltorganisation in New York mit.
Dujarric appellierte zudem an die zentralen und regionalen Behörden, Flüchtlinge aus Tigray sicher passieren zu lassen und auch die Sicherheit von Mitarbeitern der Hilfsorganisationen zu gewährleisten. Nach UN-Schätzung sind mehr als zwei Millionen Menschen in Tigray auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Zudem sind sind bereits mehr als 11.000 Menschen in den benachbarten Sudan geflüchtet, seit der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed am Mittwoch vergangener Woche den Militäreinsatz gegen die TPLF gestartet hatte. Abiy erklärte am Dienstag, ein Ende des Armeeeinsatzes sei «in Reichweite». Seither erzielten die Truppen der Zentralregierung nach Angaben des Ministerpräsidenten weitere Geländegewinne.