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Angst vor Mers-Pandemie: Kamele in Kenia müssen zum Nasenabstrich

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Kenia,

Forscher befürchten, Kamele könnten den Mers-Erreger auf den Menschen übertragen. Deshalb müssen sich die Tiere in Kenia einem Nasenabstrich unterziehen.

mers pandemie
Kamele sind in Kenia wichtige Nutztiere. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • In Kenia wird befürchtet, dass Kamele den Mers-Erreger auf den Menschen übertragen können.
  • Darum werden die Tiere per Nasenabstrich auf die Atemwegserkrankung getestet.
  • Das Middle East Respiratory Syndrome ist wesentlich tödlicher als das Coronavirus.

Die Atemwegserkrankung Middle East Respiratory Syndrome, kurz Mers, hatte 2012 für Schlagzeilen gesorgt. Mehr als 850 Menschen starben daran. In Kenia wird derzeit befürchtet, der Erreger, der unter Kamelen grassiert, könnte mutieren und auf Menschen übergehen.

Kamele mögen Nasenabstrich nicht

Nelson Kipchirchir macht einen Nasenabstrich. Doch er testet keinen Menschen, sondern ein Kamel, und auch nicht auf Sars-CoV-2, sondern auf den Erreger der Atemwegserkrankung Mers. Damit der Artz den Teststab im Nasenflügel des Dromedars drehen kann, müssen drei Männer das 300 Kilogramm schwere Tier festhalten.

Mers Pandemie
Zoonose-Kontrolle im International Livestock Research Institute (ILRI) in Machakos, Kenia. Kamele sind ein Zwischenwirt und das Mers-Virus ist unter ihnen weit verbreitet. Sollte es mutieren, würde es auch Menschen befallen und eine Pandemie auslösen, die weit schlimmer wäre als Covid-19 (AFP). - sda - Keystone/AFP/TONY KARUMBA

Doch die Untersuchung ist unumgänglich für die Forschung am Mers-Syndrom. Dieses wird von einem anderen Coronavirus ausgelöst wird und ist viel tödlicher ist als Covid-19. Der Mers-Erreger könnte die nächste globale Pandemie auslösen.

Kipchirchir und seine Kollegen befürchten, dass der Erreger mutieren und von den Hirtengemeinden auf die allgemeine Bevölkerung überspringen könnte. «Die Probenentnahmen sind schwierig, weil man nie weiss, was passiert», sagt Kipchirchir in der Kapiti-Ebene im Süden Kenias. Ein Kamel sei unberechenbar. «Wenn man einen Fehler macht, kann es einen treten oder beissen.»

60 Prozent von Infektionskrankheiten kommen von Tieren

In Kapiti, einer Forschungsstation des International Livestock Research Institute (Ilri), untersuchen Wissenschaftler Wildtiere, Vieh und Schafe. 2013 begann das Ilri mit der Forschung an Kamelen in Kenia. Ein Jahr zuvor war Mers in Saudi-Arabien ausgebrochen. Das von einem Coronavirus ausgelöste Syndrom hat eine Todesrate von rund 35 Prozent bei den Infizierten.

fledermaus
Fledermäuse übertragen häufig Krankheiten auf Menschen. (Symbolbild) - Keystone

Fledermäuse, Schuppentiere, Geflügel als mögliche Quelle für Krankheiten: Die Covid-19-Pandemie schärfte den Blick auf die sogenannten Zoonosen – also von Tieren übertragene Krankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) machen sie rund 60 Prozent der Infektionskrankheiten beim Menschen aus.

Auch Mers kann von Wirbeltieren auf Menschen übertragen werden und sprang wahrscheinlich zunächst von Fledermäusen auf Kamele über. Beim Menschen verursacht es mit Fieber, Husten und Atembeschwerden ähnliche Symptome wie Covid-19.

Zoonosen seit Coronavirus unter Beobachtung

Das wissenschaftliche Beratergremium der Vereinten Nationen für Biodiversität (Ipbes) warnte 2020: Pandemien könnten häufiger und tödlicher werden, wenn Menschen, Vieh und Wildtiere aufgrund von Umweltzerstörung und Klimawandel mehr Kontakt miteinander hätten. Bis zu 850'000 Viren können demnach potenziell auch Menschen befallen. Jedes Jahr könnten fünf neue Krankheiten ausbrechen, von denen jede das Potenzial zur Pandemie hätte.

«Es gibt ein neu erwachtes Interesse an allem, was mit Viren und zoonotischen Krankheiten zu tun hat.» Das sagt Eric Fevre, Spezialist für Infektionskrankheiten beim Ilri. In Kenia gibt es mit etwa drei Millionen Kamelen eine der grössten Populationen weltweit. In trockenen Gebieten werden sie aufgrund häufigerer Dürren immer beliebter.

«Ein Kamel ist sehr wichtig», sagt Isaac Mohamed, einer der Hirten in Kapiti. «Es kann bei einer Dürre nicht sterben und bis zu 30 Tage ohne Wasser auskommen.» Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Kamelmilch und Kamelfleisch.

2014 fand eine Studie bei 46 Prozent der untersuchten Kamele und fünf Prozent der Kamelführer und Schlachthofmitarbeiter Mers-Antikörper. «Das Mers, das wir gegenwärtig in Kenia haben, ist nicht einfach auf den Menschen übertragbar», sagt die Biologin Alice Kiyong'a. Doch das Virus verändere sich ständig, betont Fevre: «Es ist genau wie bei Covid.»

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