Ärzte ohne Grenzen: Steigende Flüchtlingszahlen in libyschen Lagern
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kritisiert die libysche Küstenwache.
- Diese würde Boote mit Flüchtlingen an Bord abfangen.
- Die Menschen würden dann in libyschen Lagern eingesperrt werden.
Beinahe täglich stoppe die libysche Küstenwache in internationalen Gewässern zwischen Libyen, Italien und Malta Boote mit Migranten und sperre die Menschen in «ungeregelten Internierungslagern entlang der Küste» ein, beklagte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen am Mittwoch in einer Mitteilung. Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen beobachteten in mehreren Städten «eine stark steigende Zahl» von Flüchtlingen in «schon jetzt überfüllten» Lagern.
Die Situation sei eine Folge der europäischen Abschottungspolitik. Europa versuche, Schutzsuchende um jeden Preis fernzuhalten. «Ein entscheidender Teil dieser Strategie ist es, die libysche Küstenwache auszurüsten und zu unterstützen, um sie in die Lage zu versetzen, Menschen auf dem Mittelmeer aufzuhalten», hiess es.
Die EU-Kommission hatte am Dienstag unter dem Druck der rigorosen Migrationspolitik Italiens Vorschläge zur Einrichtung zentraler Zentren für gerettete Bootsflüchtlinge vorgelegt. Demnach sollen aus Seenot gerettete Flüchtlinge künftig in «kontrollierte Zentren» gebracht werden. Diese könnten auf freiwilliger Basis sowohl in Ländern an der EU-Aussengrenze als auch in jedem anderen EU-Land aufgebaut werden, hiess es. Die 28 EU-Staats- und Regierungschefs hatten bei ihrem Gipfel Ende Juni beschlossen, dass zudem die Einrichtung ähnlicher Zentren in Nordafrika geprüft werden solle.