Assads lukrativer Drogenhandel: Syrische Kämpfer entdecken Captagon

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Bern,

Das Ausmass des Drogenhandels in Syrien wird nach dem Sturz von Baschar al-Assad offenbar.

Captagon
Der Handel mit Captagon machte Syrien unter Baschar al-Assad zum grössten Drogenstaat der Welt. (Symbolbild) - SANA/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Unter al-Assad wurde Syrien durch den Captagon-Handel zum führenden Drogenstaat der Welt.
  • Die Droge wird nun auf dem Gelände des syrischen Luftwaffenstützpunkts Masseh verbrannt.
  • Jeden Tag entdecken die Rebellen neue Produktionsstätten und Verteilzentren der Droge.

Die Droge der gestürzten Herrscher brennt. Auf dem Gelände des syrischen Luftwaffenstützpunkts Masseh lodert ein Feuer aus Captagon. Im Gebäude dahinter lagern noch mehr der Aufputsch-Pillen neben schlecht gefälschten 100-Dollar-Blüten.

Der Handel mit Captagon machte Syrien unter Baschar al-Assad zum grössten Drogenstaat der Welt. Nach seinem Sturz wird das Ausmass des schmutzigen Geschäfts offenbar. «Als wir hier reinkamen, haben wir eine riesige Menge Captagon entdeckt. Wir haben es zerstört und verbrannt, weil es den Menschen schadet.»

Das erklärt ein Kämpfer der islamistischen HTS-Miliz, die den siegreichen Aufstand gegen die Machthaber anführte. Er stellt sich mit seinem Kampfnamen Chattab vor und zeigt Reportern der Nachrichtenagentur AFP den Fund. «Es ist wirklich eine riesige Menge, Bruder», sagt er.

Die dunkle Seite des Assad-Regimes

Jeden Tag machen die Rebellen neue Produktionsstätten und Verteilzentren für das amphetaminartige Mittel ausfindig. Von denen aus wurde der gesamte Nahe Osten mit Captagon überschwemmt. Die Pillen waren das mit Abstand wichtigste Exportgut Syriens. Sie stellten alle legalen Ausfuhren in den Schatten, wie Recherchen von AFP auf der Grundlage offizieller Daten 2022 ergaben.

Am Mittwoch führten HTS-Kämpfer AFP-Journalisten in ein Lagerhaus in einem Steinbruch am Stadtrand von Damaskus. Hier sind die Tabletten in elektrischen Bauteilen für den Export versteckt.

«Nachdem wir das Lager durchsucht hatten, stellten wir fest: Es handelt sich um eine Fabrik von Maher al-Assad und seinem Partner Amer Chiti.» Dies sagt der schwarz maskierte Kämpfer Abu Malek al-Schami. Maher al-Assad ist der Bruder des gestürzten Machthabers.

Er leitete die gefürchtete Vierte Division, eine Eliteeinheit der syrischen Armee, und gilt als einer der Köpfe des Captagon-Netzwerks. Wo er sich derzeit aufhält, ist unklar. Der Abgeordnete Chiti steht unter Sanktionen von Washington und London. Er wird beschuldigt, «die Produktion und den Handel mit Drogen zu fördern».

Captagon: Die Partydroge Saudi-Arabiens

In einer höhlenartigen Garage unter dem Lager und den Laderampen stehen Spannungsregler. In den Kupferspulen der weissen Kästen sind tausende der beigen runden Pillen verborgen. «Die sollten aus dem Land geschmuggelt werden», sagt al-Schami.

«Es ist unmöglich zu sagen, wie viel Captagon das ist». Oben im Lager stapeln sich Pappkartons, in denen die Schmuggler ihre Fracht als Standardwaren getarnt ausser Landes brachten.

Umsturz in Syrien: Grund zur Hoffnung?

Im Nahen Osten ist Saudi-Arabien der grösste Markt. Dort ist Captagon die Partydroge der reichen Elite und weit weniger tabu als Alkohol. Aber auch einfache Arbeiter putschen sich damit auf, um dem höllischen Arbeitstempo standhalten zu können. Ursprünglich wurde Captagon als Medikament gegen Narkolepsie und Aufmerksamkeitsstörungen verwendet.

Das Ende einer Ära

Die Machthaber in Damaskus verdienten Milliarden mit der Droge. Doch Assad «nutzte den Captagon-Handel auch, um Druck auf die Golfstaaten auszuüben. Damit wollte er Syrien wieder in die arabische Welt integrieren.» Das schreibt Hesham Alghannam von der Denkfabrik Carnegie Middle East Center.

Captagon habe eine Epidemie des Drogenmissbrauchs in den wohlhabenden Golfstaaten ausgelöst. Während Assad nach Wegen suchte, seine diplomatische Isolation zu beenden. Die Strategie war offenbar erfolgreich: 2023 wurde Syrien trotz des anhaltenden Bürgerkrieges wieder in die Arabische Liga aufgenommen.

Dennoch produzierte Syrien weiterhin Millionen von Captagon-Pillen. Damit solle jetzt Schluss sein, geloben die Rebellen.

Kommentare

Weiterlesen

syrien
5 Interaktionen
In Syrien
Türkische Panzer
1 Interaktionen
Kurdenmiliz
Syrer
Nach Sturz von Assad
d
Ferienreif?

MEHR AUS STADT BERN

Velostation Welle 7
1 Interaktionen
Bern
Nicolas Lutz
1 Interaktionen
Bern