Berg-Karabach: Armenien und Aserbaidschan bekämpfen sich weiter
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gefechte um Berg-Karabach haben sich am Donnerstag intensiviert.
- Dies, trotz Aufrufe zur Zurückhaltung der Minsk-Gruppe.
- Diese setzt sich aus Russland, Frankreich und den USA zusammen.
Ungeachtet internationaler Aufrufe zur Zurückhaltung sind die Kämpfe in der umstrittenen Kaukasusregion Berg-Karabach fortgesetzt worden.
Die Gefechte hätten sich am Donnerstagvormittag intensiviert, hiess es aus dem armenischen Verteidigungsministerium. Russlands Staatschef Wladimir Putin kündigte eine gemeinsame Erklärung mit Donald Trump und Emmanuel Macron zu dem Konflikt an.
Der Kreml teilte mit, Putin habe die Vorbereitung einer gemeinsamen Erklärung mit den Staatschefs der sogenannten Minsk-Gruppe angekündigt. Die Gruppe zur Entschärfung des Konflikts um Berg-Karabach wird seit 1992 gemeinsam von Russland, Frankreich und den USA geleitet.
Gefechte um Berg-Karabach
Bei den neuen Gefechten um Berg-Karabach seien etwa 350 aserbaidschanische Soldaten getötet worden. Dies teilte der Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums, Artsrun Howhannissian mit. Ausserdem seien 15 Panzerfahrzeuge und drei Hubschrauber der Gegenseite abgeschossen worden, von denen einer im Iran abgestürzt sei.
Das Verteidigungsministerium in Baku wies die Angaben über den Abschuss eines aserbaidschanischen Hubschraubers über dem Iran als «Lüge» zurück. Zum Kampfgeschehen hiess es, «dass armenische Truppen die ganze Nach mit zerstörerischen Artillerieschüssen» ins Visier genommen worden seien.
Die Truppen hätten sich von Stellungen entlang der Frontlinie zurückziehen müssen. Die militärischen Kräfte der selbsternannten Republik Berg-Karabach versicherten ihrerseits, sie hätten Aserbaidschan an der Neuordnung seiner Truppen gehindert.
Region liegt in Aserbaidschan, wird von Armenien kontrolliert
In Stepanakert, der Hauptstadt von Berg-Karabach, blieb es am Donnerstag zunächst ruhig. Ein Grossaufgebot der Polizei machte allerdings die angespannte Lage deutlich. In der Nacht wurde die wegen der Kämpfe verdunkelten Stadt von zwei Explosionen erschüttert. Offenbar gelangen keiner der Konfliktparteien nennenswerte militärische Erfolge.
Berg-Karabach liegt in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt, welche die Region auch unter ihrer Kontrolle haben. Bis heute wird die selbsternannte Republik Berg-Karabach international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.
Der Konflikt um Berg-Karabach dauert bereits seit Jahrzehnten an. Allerdings hatte in den vergangenen Jahren in dem Gebiet relative Ruhe geherrscht, bis dann am Sonntag neue Kämpfe aufflammten.
Zu den Opferzahlen gibt es keine vollständigen Angaben. Auf armenischer Seite sollen seit Sonntag 104 Soldaten und acht Zivilisten getötet worden sein. Aserbaidschan schweigt über Opfer in seiner Armee und spricht lediglich von 16 getöteten Zivilisten.
Minsk-Gruppe fordert Deeskalation
Bei dem Konflikt spielt auch die Konkurrenz zwischen Russland und der Türkei um Einfluss in der Kaukasusregion eine wichtige Rolle. Das ölreiche Aserbaidschan hat seine Armee in den vergangenen Jahren hochgerüstet und kann auf die Unterstützung der Türkei zählen. Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt. Zugleich pflegt Moskau gute Beziehungen zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen.
Putin führte am Mittwoch mit Frankreichs Präsident Macron ein Telefonat über den Konflikt. Nach Kreml-Angaben erklärten sich beide bereit, ihre diplomatischen Bemühungen im Rahmen der Minsk-Gruppe zu verstärken. Sie riefen die Konfliktparteien auf, «die Gefechte vollständig und so bald wie möglich einzustellen. Die Spannungen zu deeskalieren und maximale Zurückhaltung zu üben».
Allerdings deutet derzeit nichts auf eine Deeskalation hin. Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew kündigte am Mittwoch an, die Kämpfe erst nach Abzug der armenischen Rebellen zu beenden. Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan schlug ein Vermittlungsangebot Russlands aus.