Bericht: Arbeitsmigranten in Saudi-Arabien systematisch ausgebeutet

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Morokko,

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch deckt systematische Diskriminierung von Arbeitsmigranten bei Bauprojekten in Saudi-Arabien auf.

Arbeitsmigranten
Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wird bei Bauprojekten in Saudi-Arabien systematische Diskriminierung von Arbeitsmigranten festgestellt. (Archivbild) - AFP/Archiv

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat mit Blick auf die ambitionierten Bauprojekte in Saudi-Arabien nach eigenen Angaben systematische Diskriminierung von Arbeitsmigranten aufgedeckt.

Die Organisation kritisierte in ihrem Bericht, der auf 156 Interviews mit aktuellen und ehemaligen Arbeitern basiert, eine Vielzahl von Missständen. Zu den Vorwürfen zählen unter anderem die Erhebung illegaler Rekrutierungsgebühren, willkürliche Lohnkürzungen, gefährliche Arbeitsbedingungen sowie fehlende Untersuchungen und Entschädigungen bei Todesfällen von Arbeitsmigranten.

HRW kritisiert Arbeitsbedingungen bei Neom und FIFA

HRW kritisierte zudem die Arbeitsbedingungen bei Megaprojekten wie der futuristischen Stadt Neom, die derzeit am Roten Meer entsteht. Die Menschenrechtler werfen zudem dem Weltfussballverband FIFA vor, sich nicht ausreichend für Arbeitsrechte einzusetzen.

Im Jahr 2034 soll die Fussballweltmeisterschaft erstmals in Saudi-Arabien ausgetragen werden. Jedoch werden bereits jetzt Bedenken geäussert, dass der Bau der dafür nötigen Infrastruktur die bestehenden Missstände für Arbeitsmigranten weiter verschärfen könnte.

Immer wieder Berichte über Misshandlungen

Auch das umstrittene Kafala-System wird als Beispiel für Diskriminierung unter der Arbeiterschaft angeführt. Es bindet Arbeitsmigranten an ihre einheimischen Sponsoren und wird von Menschenrechtlern als eine Form moderner Sklaverei kritisiert. Häufig behalten Arbeitgeber die Pässe ihrer Angestellten ein, was die Bewegungsfreiheit der Betroffenen massiv einschränkt.

Immer wieder gibt es Berichte über Misshandlungen. Kritik an dem System hatte vor der Fussballweltmeisterschaft in Katar 2022 zu Reformen im Golfemirat geführt.

Laut HRW arbeiten in Saudi-Arabien etwa 13,4 Millionen Arbeitsmigranten. Das entspricht rund 42 Prozent der Gesamtbevölkerung des autoritär regierten Königreichs. In ihrem Bericht fordern die Menschenrechtsexperten die saudische Regierung auf, das Kafala-System abzuschaffen, Verstösse von Arbeitgebern konsequent zu ahnden und die Rechte der Migranten wirksam zu schützen.

«Wird unvorstellbare menschliche Kosten verursachen»

Die Arbeitsmigranten seien «der menschliche Motor», der den Bau der milliardenschweren Giga-Projekte antreibe, sagte Michael Page, Vize-Direktor für den Nahen Osten bei Human Rights Watch. «Der fingierte Evaluierungsprozess der FIFA zur Vergabe der Weltmeisterschaft 2034 ohne verbindliche Menschenrechtsverpflichtungen wird unvorstellbare menschliche Kosten verursachen, einschliesslich negativer Auswirkungen auf Arbeitsmigranten und ihre Familien», kritisierte der Experte.

Kommentare

User #3240 (nicht angemeldet)

Das ist nun wiklich nichts Neues! Das weiss man schon seit Jahren.

User #4174 (nicht angemeldet)

Das ist ja ein "uralter Hut" - es wurden nur immer beide Augen zuhedrückt.

Weiterlesen

Gazastreifen
2 Interaktionen

Mehr aus Morokko