Brände in Australien: Tausende demonstrieren gegen Regierung
Das Wichtigste in Kürze
- Wut und Unverständnis treiben die Menschen auf die Strasse: Angesichts der dramatischen Lage in den Brandgebieten Australiens regt sich in Teilen der Bevölkerung lauter Widerstand.
Aus Protest gegen die Politik von Premierminister Scott Morrison kamen am Freitag landesweit Zehntausende Menschen zu Protesten zusammen. Die Demos richteten sich dagegen, wie die Regierung mit den Feuern umgeht. Ausserdem forderten die Demonstranten ein schnelles Handeln in Sachen Klimawandel.
In Sydney und Melbourne brachten die Proteste zeitweise den Verkehr in den Städten zum Stehen. Ein Teilnehmer äusserte dem Sender ABC gegenüber seine Wut auf die Regierung, die ihn erstmals dazu gebracht habe, sich einem solchen Protest anzuschliessen: «Ich bin absolut angewidert von 20 Jahren politischer Lähmung. Tatsächlich tue ich das jetzt hier für meine Tochter».
Derweil rissen die schlechten Nachrichten aus den betroffenen Regionen nicht ab: Im Grenzgebiet der Bundesstaaten Victoria und New South Wales trafen nach Behördenangaben zwei Brände aufeinander und bildeten ein «Mega-Feuer» - betroffen waren demnach ein halbe Million Hektar.
In New South Wales lösten zudem Blitze nach Angaben der Feuerwehr zwei neue Flammenwalzen aus. 240.000 Menschen erhielten im Südosten Australiens wegen der Brände einen Notfall-Alarm per Handy. Nach bis zu 40 Grad Hitze wurde teils starker Wind erwartet, was die Lage verschärfen könnte. Auch in anderen Gegenden ist die Lage schlimm. Auf Bildern von der besonders verwüsteten Känguru-Insel im Süden des Kontinents ist zu sehen, wie Tierärzte und Freiwillige verletzte Koalas behandeln. Feuerwehrleute lagen erschöpft am Boden.
Derweil wurden immer weitere Grossspenden bekannt - besonders von Prominenten. Die Umweltstiftung von Leonardo DiCaprio will drei Millionen Dollar geben. Und die britische Schauspielerin Phoebe Waller-Bridge («Fleabag») möchte ihr Golden-Globe-Outfit versteigern, um Geld für den Kampf gegen die Brände zu sammeln.
Und auch praktische Hilfe erreicht den Kontinent: Auf Videos im Internet ist zu sehen, wie in den vergangen Tagen Feuerwehrleute aus den USA und Kanada an Flughäfen ankommen. Von den anwesenden Reisenden wurden sie mit Applaus begrüsst.
Auch die Demonstranten auf der Strasse forderten neben einem schnellen Handeln in Sachen Klimawandel konkrete Hilfe bei der Bekämpfung der Brände - etwa durch eine Entlohnung aller Freiwilligen Feuerwehrleute und Entschädigungszahlungen für die Brand-Betroffenen. Viele forderten auf Plakaten und Transparenten auch den Rücktritt von Premier Morrison.
Der betrachtet den Klimawandel nur als eine von vielen Ursachen für die verheerenden Buschbrände in seinem Land. Die Regierung müsse in dieser Frage auch wirtschaftliche Abwägungen berücksichtigen. Die Vorstellung, klimapolitische Massnahmen hätten direkten Einfluss auf die Feuer, sei «lächerlich», sagte Morrison am Freitag dem Radio-Sender 2GB Sydney.
Das Amt für Wetterkunde hatte am Donnerstag erklärt, dass es auf dem Kontinent nie wärmer und trockener gewesen sei als im vergangenen Jahr. Dabei reicht der Vergleichszeitraum bis 1910 zurück. Der Zusammenhang zwischen den Bränden, den geringen Niederschlägen und den hohen Temperaturen sei deutlich.
Der konservative Politiker ist ein Förderer der Kohle-Industrie. Bergbau spielt in Australien eine wichtige Rolle, besonders für den Export. Morrison steht auch wegen seines Krisenmanagements in der Kritik. Vergangene Woche wurde er bei einem Besuch im Brandgebiet als «Idiot» beschimpft.
Für ein wenig positive Abwechslung sorgte die australische Marine: Die Küstenstadt Mallacoota im Süden Australiens ist nur noch über das Wasser zu erreichen - die verheerenden Buschbrände in der Region haben die Strassen unpassierbar gemacht. Dank militärischer Hilfe ist aber zumindest die Bierversorgung in dem Ort vorerst gesichert: Das Marine-Schiff HMAS Choules brachte eine Lieferung von 3000 Litern in die Stadt, wie die australische Nachrichtenagentur AAP meldete.
Trotz der verheerenden Brände startet auch in diesem Jahr wieder das RTL-«Dschungelcamp» in eine neue Staffel. Das Format «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!» wird aus dem australischen Dschungel übertragen. Vor Beginn hatten Politiker und Internetnutzer Kritik geäussert, dass es geschmacklos sei, die Show auszustrahlen. RTL will während der Staffel auf die Thematik eingehen, das obligatorische Lagerfeuer wurde gestrichen.