Brasilien entkriminalisiert Besitz von Marihuana für Eigenbedarf
In Brasilien ist der Besitz von Marihuana für den persönlichen Bedarf nicht länger strafbar.
Künftig werde das Mitführen von Cannabis in geringen Mengen lediglich als Ordnungswidrigkeit ohne strafrechtliche Folgen eingestuft, urteilte der Oberste Gerichtshof des südamerikanischen Landes am Dienstag. Bis zu welchen Mengen noch von einem persönlichen Bedarf ausgegangen werden kann, will das Gericht in den kommenden Tagen definieren.
«Auf keinen Fall legalisieren wir den Drogenkonsum oder sagen, dass er eine gute Sache ist. Ganz im Gegenteil. Wir überlegen nur, wie wir diese Epidemie, die es in Brasilien gibt, am besten bekämpfen können», sagte Gerichtspräsident Luís Roberto Barroso. «Die bisherigen Strategien haben nicht funktioniert, weil der Konsum und die Macht des Drogenhandels immer weiter zunehmen.» Barroso betonte, dass Cannabis nach wie vor eine illegale Substanz sei und nicht an einem öffentlichen Ort konsumiert werden dürfe.
Die Entkriminalisierung von Marihuana könnte die völlig überfüllten Gefängnisse in Brasilien entlasten. Bislang werden häufig Menschen inhaftiert, bei denen recht geringe Mengen Rauschgift gefunden werden. Derzeit sitzen in dem südamerikanischen Land fast 840 000 Menschen hinter Gittern. Damit ist Brasilien mit knapp 210 Millionen Einwohnern hinter den USA und China weltweit das Land mit den meisten Häftlingen.
Viele Gefängnisse in Brasilien werden von kriminellen Banden kontrolliert, immer wieder kommt es auch hinter Gittern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Zahlreiche inhaftierte Gangbosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus.