Brasiliens Gesundheitsbehörde untersagt Import von Sputnik V
Brasilien verbietet den Import des russischen Vakzin Sputnik V. Es mangle an zuverlässigen Daten. Der Hersteller spricht von einer politischen Entscheidung.

Das Wichtigste in Kürze
- Brasilien verbietet den Import von Sputnik V.
- Es liegen keine zuverlässigen und konsistenten Daten vor, so die Begründung.
- Die EU prüft aktuell das russische Vakzin, Indien hat es zugelassen.
Brasiliens nationale Behörde für Gesundheitsüberwachung (Anvisa) hat sich gegen die Einfuhr des russischen Corona-Impfstoffes Sputnik V ausgesprochen. Es mangele an «konsistenten und zuverlässigen Daten», hiess es am späten Montagabend zur Begründung in einer Mitteilung. Die Entscheidung sei nach rund fünfstündigen Beratungen einstimmig gefallen. Anvisa-Direktor Alex Machado Campos betonte allerdings, der Beschluss sei nur eine Momentaufnahme.
Unzulänglichkeiten wurden laut der Mitteilung auf Grundlage der bislang auswertbaren Daten bei der Entwicklung und der Herstellung des Vektorimpfstoffes festgestellt. Dies schliesse alle drei Phasen der klinischen Tests des Präparats ein. «Ausserdem gibt es keine oder nur unzureichende Daten zur Qualitätskontrolle, Sicherheit und Wirksamkeit.» So die Behörde.

Bislang hatten 14 Bundesstaaten im grössten Land Lateinamerikas angesichts der dramatischen Corona-Lage um eine Einfuhr von Sputnik V gebeten.
Brasilien mit seinen rund 210 Millionen Einwohnern ist einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Bislang haben sich dort nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 14 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Rund 390'000 Patienten sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.
Sputnik-Unternehme spricht von «politischer Entscheidung»
«Die Verzögerungen bei der Genehmigung von Sputnik V durch Anvisa sind leider politischer Natur und haben nichts mit dem Zugang zu Informationen oder Wissenschaft zu tun», teilte das Unternehmen von Sputnik V per Twitter mit. Es beschuldigte die US-Regierung, Brasilien überredet zu haben, den Impfstoff nicht zu verwenden.
Der Kreml wollte sich zu dem Fall nicht äussern. Dafür lägen der Regierung nicht genügend Informationen vor, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Er betonte jedoch, generell sei Russland dagegen, «Impfstoffe als politisches Mittel» einzusetzen.
EU ist im Prüfverfahren
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte Anfang März ein Prüfverfahren für Sputnik V im Zuge einer sogenannten Rolling Review begonnen. Dabei werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde. Sputnik ist nach Angaben aus Moskau bereits in 60 Ländern registriert. Auch Deutschland führt Gespräche über mögliche Lieferungen des Impfstoffs.
Zuletzt hatte Indien Sputnik V eine Notzulassung erteilt, nachdem es in absoluten Zahlen Brasilien überholt. Nach den USA war Indien zu dem am meisten von Corona betroffenen Land weltweit geworden.