Coronavirus: Die dümmsten Corona-Verstösse von Regierungschefs
Ausgangssperren, Reise- und Versammlungsverbote: Weltweit werden Massnahmen gegen das Coronavirus beschlossen – doch nicht von allen beachtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Weltweit erlassen Regierungen weitgehende Regeln zur Eindämmung des Coronavirus.
- Doch ausgerechnet Regierungsvertreter halten sich zunehmend nicht daran.
- Fälle aus Grossbritannien, Österreich, den USA und der Schweiz sorgten für Empörung.
Regierungen in aller Welt haben in den letzten Monaten weitgehende Gesetze erlassen im Kampf gegen das Coronavirus. Millionen Menschen leben mit grossen Restriktionen, können nicht zur Arbeit oder ihre Liebsten sehen.
Vielerorts stossen die Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus auf breite Unterstützung – die Meisten halten sich dran. Doch ausgerechnet unter Regierungsvertretern häufen sich die Fälle von Verstössen – oder zumindest grosszügigen Regel-Auslegungen.
Johnson Cummings ignoriert Lockdown
In Grossbritannien gibt der Fall von Dominic Cummings, Berater des britischen Premiers Boris Johnson, zu reden. Der Wahlkampfstratege soll Ende März gegen die Lockdown-Regeln verstossen haben.
Er ist damals von London ins rund 430 Kilometer entfernte Durham zu seinen Eltern gefahren. Wenige Tage zuvor hatte die Regierung eine Ausgangssperre mit einem Reiseverbot verhängt.
Grund für seine Reise sei die Ansteckung seiner Frau mit dem Coronavirus gewesen. Die Betreuung seines vierjährigen Sohnes sollte sichergestellt sein, falls auch Cummings selbst erkranken würde. Die Betreuung kleiner Kinder sei ein «unverzichtbarer Grund» – die Reise somit gerechtfertigt und legal.
Cummings hat jedoch auch einen Familienausflug zum Barnard Castle gestanden. Die halbstündige Autofahrt begründete er damit, dass er wegen Sehproblemen seine Fahrtüchtigkeit habe testen wollen. Tage später wollte er die Fahrt nach London angehen, um die Arbeit wieder aufzunehmen.
Cummings steht hinter seinem Verhalten und ist sich keiner Schuld bewusst. Er habe den Umständen entsprechend «vernünftig und angemessen» gehandelt, sagte er bei einem TV-Auftritt.
Van der Bellen nach Sperrstunde im Restaurant
Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Frau blieben zu lange in einem Restaurant sitzen. Obwohl um 23 Uhr die Sperrstunde beginnt, sass das Paar um 0.20 Uhr weiterhin beim Italiener. Sie hatten Getränke auf dem Tisch stehen – was dem Gastrobetrieb eine Busse von bis zu 30'000 Euro einbringen könnte.
Van der Bellen hat gegenüber der «Krone» den Fehler eingestanden und zeigte sich einsichtig. Er sei erstmals seit dem Lockdown Essen gegangen und habe dabei die Zeit übersehen. Das tue ihm aufrichtig leid und er versprach, für einen allfälligen Schaden des Gastrobetriebs aufzukommen.
Donald Trump lässt sich nichts sagen
US-Präsident Donald Trump lässt sich nicht gerne etwas vorschreiben. Bei zwei Fabrikbesuchen im Mai weigerte sich Trump, eine Maske zu tragen. In Michigan etwa widersetzte er sich einer ausdrücklichen Aufforderung von Michigans Justizministerin Dana Nessel. Sie hatte vor dem Besuch geschrieben, das Tragen einer Maske sei in Michigan verpflichtend – auch für den Präsidenten.
Dass Donald Trump gerne Golf spielt, ist allgemein bekannt. Er hat auch bereits gezeigt, dass er sich den Spass dabei nicht so schnell nehmen lässt. Auch nicht als Hurrikan Dorian Kurs auf die US-Ostküste nahm.
Das Timing für seinen letzten Golfausflug war erneut äusserst ungünstig: Am gleichen Tag widmete die «New York Times» die Titelseite den fast 100'000 Todesopfer des Coronavirus in den Staaten. Die Flaggen wurden überall im Land auf halbmast gesetzt.
Die Bevölkerung war jedoch nicht nur über die Symbolik hinter dem Ausflug erbost. Trump hielt sich beim Ausflug wieder nicht an die Regeln – von der fehlenden Maske bis zum Händeschütteln.
Party nach Sondersession trotz Coronavirus
In der Schweiz machte eine angebliche Party während der Corona-Session an der Bernexpo Schlagzeilen. Trotz Versammlungsverbot ab fünf Personen sollen um die 50 Parlamentsmitglieder nach der Arbeit zusammen angestossen haben. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch Bars und Restaurants grundsätzlich noch geschlossen.
Das Restaurant «Henris» war für die Verpflegung an der ausserordentlichen Session in Betrieb genommen worden. Alkoholische Getränke waren im verabschiedeten Verpflegungskonzept für die ausserordentliche Session ursprünglich nicht vorgesehen. Doch auf Anfrage von Ratsmitglieder habe man eingelenkt.