Vor Corona-Party: Politiker bettelten bei Moret um Bier
Eine angebliche Party während der Corona-Session an der Bernexpo sorgte für Kritik. Nun ist klar: Eigentlich hätte es gar kein Bier geben sollen.
Das Wichtigste in Kürze
- Während der ausserordentlichen Corona-Session soll es zu einer Party gekommen sein.
- Nachdem Bier im Verpflegungskonzept ursprünglich nicht vorgesehen war, gab es Kritik.
Der Montag war trocken. Trotz Sonnenschein und warmen Temperaturen, konnten sich die Parlamentarier an der ausserordentlichen Corona-Session in der Bernexpo am Stadtrand von Bern nach getanem Werk nicht erfrischen. Jedenfalls nicht alkoholisch. Denn: Das Restaurant führte kein Bier auf der Karte.
Verpflegungskonzept ohne Bier
Die Parlamentsdienste hatten zusammen mit der Verwaltungsdelegation zuvor den Hopfentee von der Karte des «Henris Restaurant» gestrichen. Das Restaurant sei überhaupt extra für die ausserordentliche Session in Betrieb genommen worden, sagt Karin Burkhalter, stellvertretende Informationschefin der Parlamentsdienste.
Sie bestätigt: Das Verpflegungskonzept war von der Verwaltungsdelegation verabschiedet und den beiden Räten zur Kenntnis gebracht worden. Es beinhaltete Sandwiches, Früchte, warme und kalte Getränke sowie eine Auswahl an Süssigkeiten. «Den Ratsmitgliedern wurde für dieses Angebot eine Pauschale von 30 Franken von der ordentlichen Mahlzeitenentschädigung von 115 Franken pro Tag abgezogen.»
Warme Speisen mussten vorbestellt und selbst bezahlt werden. Und: «Alkoholische Getränke waren im verabschiedeten Verpflegungskonzept für die ausserordentliche Session ursprünglich nicht vorgesehen.» In weiser Vorahnung?
Ratspräsidien zeigten Erbarmen
Jedenfalls erreichten die Ratspräsidenten Isabelle Moret und Hans Stöckli bereits am ersten Sessionstag Unmutsbekundungen der National- und Ständeräte, wie die «Weltwoche» berichtet. «Auf Anfrage von Ratsmitgliedern entschieden die beiden Ratspräsidien, dass alkoholische Getränke gegen Einzelzahlung im Restaurant Henris angeboten werden können», bestätigt Burkhalter.
Nachdem das OK nachgab, floss das flüssige Gold im «Henris» und kühlte die parlamentarischen Kehlen. Am Dienstag, nach der Monsterdebatte bis spät abends, knallten die Kronen. Gemäss Berichten des «Blicks» schäumte die Freude über die beschlossenen Geschäfte regelrecht über. Abstandsregeln fielen der Euphorie demnach ebenso zum Opfer wie die Hülsen.
Eine Party mit 50 Gästen?
Von einer «illegalen Party» mit mindestens 50 Parlamentariern aus verschiedenen Fraktionen berichtete das Boulevardblatt. Wer genau dabei war bleibt das Geheimnis der Autorin und der Anwesenden.
Lediglich SP-Nationalrat Eric Nussbaumer erklärte nach einer medialen Welle der Empörung, man habe sich nur kurz verpflegen wollen. Von einer Party könne keine Rede sein.
Angeblich habe gar die Securitas einschreiten müssen, um die letzten Bier-Parlamentarier aus dem «Henris» zu bitten. Bestätigen will das niemand.
Klar ist: Offenbar war es den Politikern in den drei Tagen der 3,4 Millionen Franken teuren Session zu den Notfallbeschlüssen des Bundesrats nicht möglich, auf Bier zu verzichten. Und offenbar auch nicht auf die Abstandsregeln – was der eigentliche Grund war, warum die Session nicht wie gewohnt im Bundeshaus stattfinden konnte.
Übrigens: Auch die Sommerssession im Juni wird in der Bernexpo stattfinden. Ob es dann im «Henris» Bier geben wird, ist bisher nicht bekannt. Das Verpflegungskonzept werde derzeit erarbeitet, heisst es bei den Parlamentsdiensten.