Coronavirus: Impfmeister Israel bleibt auf Impfdosen sitzen
Noch vor Kurzem stand Israel als Weltmeister im Impfen gegen das Coronavirus im Mittelpunkt. Doch die Kampagne gerät ins Stocken.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Impfbereitschaft in Israel sinkt. Berichten zufolge werden ungenutzte Dosen entsorgt.
- Das Gesundheitsministerium arbeitet nun an einem Plan, um Israelis zum Impfen zu bewegen.
- Die Rede ist von einem «Grünen Pass», der Geimpften gewisse Privilegien verleiht.
Israel setzt sich hohe Impf-Ziele: 200'000 Menschen sollen pro Tag das Vakzin gegen das Coronavirus erhalten. Aktuell wird davon aber nur die Hälfte erreicht – und das, obwohl sich Israelis mittlerweile ab 16 impfen lassen können. Medienberichten zufolge müssen am Ende des Tages sogar ungenutzte Impfdosen weggeworfen werden.
Rund ein Drittel der Bevölkerung hat der deutschen «Tagesschau» zufolge Bedenken, was die Corona-Impfung angeht. Der Sender bezieht sich dabei auf eine Studie des israelischen Fernsehsenders «Kan». Die Daten zeigen: je höher die Infektionsrate in Bevölkerungsgruppen, desto höher die Skepsis. So lassen sich ultraorthodoxe Juden und arabische Israelis deutlich weniger impfen, als der Gesamtdurchschnitt.

Mittlerweile hat Israel eine der höchsten Infektionsraten der Welt – obwohl die meisten älteren Personen geimpft sind. Yael Paran, Ärztin für Infektionskrankheiten am Ichilov Krankenhaus in Tel Aviv, schaut besorgt auf diese Entwicklung. Zwar sei die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs bei Jungen geringer. «Aber bei so hohen Infektionszahlen sehen wir auch bei ihnen verstärkt schwere Fälle», zitiert sie die «Tagesschau».

Demnach werden die mit dem Coronavirus infizierten Patientinnen und Patienten in Israel immer jünger. Mittlerweile seien sie 40 bis 50 Jahre alt, so die Ärztin.
Coronavirus: «Grüner Pass» verleiht geimpften Israelis Privilegien
Die israelische Regierung schaut mit Sorge auf die sinkende Impfbereitschaft. Das Gesundheitsministerium erarbeitet Medienberichten zufolge einen Plan, um die Israelis zum Impfen anzuspornen. Ein sogenannter «Grüner Pass» könnte entstehen.

So könnte der Zugang zu Fitnesszentren, Hotels, Restaurants und Kultur- und Sportveranstaltungen für Nicht-Geimpfte eingeschränkt werden. Dies berichtet die nationale Zeitung «The Times of Israel» und verweist auf den Nachrichtensender «Channel 12».
Rechtlich gesehen stellen diese Massnahmen jedoch ein Problem dar. Eine alternative Lösung für nicht-geimpfte Personen könnte ein negativer Corona-Test sein. Dieser darf aber nicht älter als 48 Stunden sein.

Gleichzeitig soll das Testen auf das Coronavirus schwerer zugänglich gemacht werden. So sollen unter anderem die Tests selber bezahlt werden und es sollen generell weniger zur Verfügung gestellt werden. Zudem werde es weniger Testlokale geben.
Ein Beamter des Gesundheitsministeriums rechtfertigt diese Massnahmen gegenüber «Channel 12». Wenn man alle paar Tage ein paar Dutzend Schekel bezahlen müsse, werde das Menschen ermutigen, sich impfen zu lassen.