Coronavirus: Belgien bestätigt ersten Fall mit Corona-Variante «Ny»
Die neue Variante Ny des Coronavirus erreicht Europa. Erste Länder schränken die Einreise ein, hiesige Airlines warten auf den Bund.
Das Wichtigste in Kürze
- Die WHO prüft, ob eine in Südafrika aufgetretene Corona-Variante «besorgniserregend» ist.
- Erste Länder, darunter Deutschland, Italien und Österreich, schränken die Einreise ein.
- Die Schweiz wartet weiter zu.
Die neue Variante des Coronavirus «Ny», erstmals aufgetreten in Südafrika, bereitet Sorgen. «Ny» soll schon jetzt mehr als 30 Mutationen aufweisen und ersten Berichten zufolge ansteckender sein. Auch könnte die neue Covid-Variante den Impfschutz leichter durchdringen, heisst es.
Inzwischen hat Belgien einen ersten Fall registriert. Das gab der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke bei einer Pressekonferenz am Freitag bekannt. Es handelt sich dabei um den ersten bestätigten Fall in Europa. Gemäss dem Virologen Marc Van Ranst wurde er bei einer jungen Frau, die aus Ägypten heimkehrte, registriert.
Gleichzeitig führt Belgien wieder strengere Regeln für private Feiern, in der Gastwirtschaft und im Nachtleben ein. «Die Situation heute ist schlimmer als alle Szenarien, die uns die Experten vorgerechnet hatten», sagte De Croo.
Die derzeit verfügbaren Corona-Impfstoffe sind nach Ansicht eines britischen Experten «fast sicher» weniger effektiv. Das sagte James Naismith, Professor für Strukturbiologie an der Universität Oxford, in der Radiosendung BBC 4 Today am Freitag.
Erstmals hat sich auch eine geimpfte Person aus Israel angesteckt, wie am Freitag bekannt wurde. Weiter gibt es bestätigte Fälle in Botswana und Hongkong. Grossbritannien und Israel waren in der Folge die ersten Länder, die den Flugverkehr ins südliche Afrika einschränkt haben.
Deutschland erklärte Südafrika bereits zum Virusvariantengebiet. Gegebenenfalls seien auch Nachbarländer Südafrikas betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO prüft, ob die Variante als «besorgniserregend» eingestuft werden muss. Dazu wird sie am Freitagnachmittag beraten.
Schweiz wartet mit Einreise-Entscheid
Die Lufthansa fliegt vorerst weiter nach Südafrika, wie die deutsche Airline am Freitagmorgen mitteilte. Ein Sprecher erklärte: «Wir setzen die Vorgaben um und werden weiter fliegen, auch um Menschen nach Hause zu bringen und Fracht zu transportieren.»
Die Schweizer Lufthansa-Tochter Swiss hat bislang noch keine Flüge aus dem Programm genommen. Eine Sprecherin sagt zu Nau.ch: «Stand jetzt plant SWISS, den Flugbetrieb nach Südafrika aufrechtzuerhalten, um weiterhin Passagiere nach Hause zu befördern und Fracht zu transportieren.»
Man stehe im engen Kontakt mit den Behörden, um allfällige Anpassungen der Vorgaben umzusetzen. Zudem überprüfe man, ob die Gesundheitsregeln an Bord von und nach Südafrika angepasst werden müssen. Der nächste Flug nach Johannesburg ist für heute Abend um 22.40 Uhr geplant.
Die Edelweiss Air wartet einen Entscheid des Bundes ab, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt. Stand jetzt findet der Flug nach Kapstadt am Montag, dem 29. November, statt. Über die Durchführung des nächsten geplanten Fluges werde man im Laufe des Tages entscheiden.
Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza hat wegen der Coronavirus-Variante B.1.1.529 per Anordnung die Einreise aus mehreren südafrikanischen Ländern eingeschränkt – ungeachtet der WHO, die Reisebeschränkungen derzeit nicht für nötig hält.
Betroffen sind neben Südafrika auch die Länder Lesotho, Botsuana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini. Österreich hat sich zum gleichen Schritt durchgerungen und verbietet die Einreise – ebenso Frankreich.
Die EU will nun Flüge aus der südlichen Region Afrikas notfallmässig aufhalten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb am Freitag auf Twitter, sie werde einen «Notfall-Stopp» vorschlagen.
Variante des Coronavirus lässt Aktienmärkte weltweit einbrechen
Auch am Aktienmarkt sorgt die neue Variante des Coronavirus für Aufsehen. Am Freitagmorgen gegen 09.20 Uhr sackte der Schweizer Leitindex SMI um 2,22 Prozent auf 12'173,35 Punkte ab.
Er schlägt sich damit aber deutlich besser als seine europäischen Pendants, was nicht zuletzt an seiner defensiven Ausrichtung liegt. So rutschen Indizes wie der deutsche DAX, der britische FTSE oder auch der französische CAC 40 zwischen 3,5 und 4,4 Prozent ab.
Auch der Ölpreis bricht ein. Sowohl die Nordseesorte Brent als auch US-Erdöl gaben um jeweils mehr als fünf Prozent nach und fielen auf zweimonatige Tiefstände.
Doch es gibt auch Gewinner an der Börse: Das Auftauchen der neuen Coronavirus-Variante macht Impfstoffanbieter für Anleger wieder attraktiver. Die Aktien der deutschen Biotechfirma BioNTech steigen um fast sechs Prozent. In den USA gewinnen die Titel ihres Entwicklungspartners Pfizer vorbörslich gut fünf Prozent.