Coronavirus: Provinz in Thailand im Lockdown
Thailand galt praktisch frei vom Coronavirus. Doch am Samstag wurde plötzlich der höchste Infektionsanstieg seit Beginn der Pandemie gemeldet. Was war passiert?
Das Wichtigste in Kürze
- Thailand hat am Samstag einen neuen Rekord an Corona-Infektionen gemeldet.
- Die Provinz Samut Sakhon im Süden galt zuvor 250 Tage lang virusfrei.
- Offenbar haben Gastarbeiter aus Myanmar den Erreger eingeschleppt.
Wie unberechenbar das Coronavirus ist, zeigt dieses jüngste Beispiel aus Thailand.
Das Land hatte sich als Vorzeigenation bezüglich Covid-Eindämmung und -Bekämpfung etabliert. Landesweit wurden erst etwas mehr als 4000 Infektionen und 60 Todesfälle registriert.
Doch gestern Samstag meldeten die Behörden in Bangkok plötzlich den höchsten Infektionsanstieg seit Beginn der Pandemie. Was war passiert?
Offenbar gab es einen Ausbruch am grössten Fischmarkt des Landes in Samut Sakhon. Die Provinz, die nur 40 Autominuten von Bangkok entfernt liegt, war zuvor 250 Tage am Stück frei vom Coronavirus.
Corona-Anstieg von 12 auf 548 Fälle in 24 Stunden
Die erste Infektion wurde bei einer Thailänderin am Donnerstag festgestellt. Acht weitere Ansteckungen wurden schliesslich im näheren Umfeld der Besitzerin eines Crevetten-Standes registriert.
Weitere 12 Infektionen wurden am Freitag gemeldet, woraufhin insgesamt 1192 Tests durchgeführt wurden. Am Tag darauf explodierte die Zahl regelrecht und wuchs binnen 24 Stunden auf 548 Fälle. Die Test-Positivitätsrate lag also bei 43 Prozent!
Alle Ansteckungen wurden mit dem Fischmarkt in dem Industrievorort der Hauptstadt in Verbindung gebracht. Die Behörden reagierten deshalb sofort und erklärten den Markt und die nähere Umgebung zum «Seuchenkontrollgebiet».
Bis Ende Januar sollen in dem Gebiet eine strikte Ausgangssperre und ein Lockdown gelten. Das heisst: Schulen, Sportstadien und Einkaufszentren müssen schliessen. Die Kommunalwahlen am Sonntag sollen jedoch voraussichtlich wie geplant stattfinden.
Gastarbeiter haben Coronavirus wohl «eingeschleppt»
Doch wie konnte sich das Coronavirus in der Provinz so plötzlich ausbreiten? Noch immer gelten in Thailand landesweit nämlich strikte Schutzmassnahmen – und auch die Grenzen sind praktisch weiterhin geschlossen.
Der Gesundheitsminister des Landes, Anutin Charnvirakul, machte eingereiste Wanderarbeiter für das «Einschleppen» des Virus verantwortlich.
Tausende Gastarbeiter aus Myanmar kommen nämlich in Thailands Zentrum der Meeresfrüchte-Industrie auf Fischkuttern an. Viele weitere arbeiten dort in Fabriken.
Nun wurde es den ausländischen Wanderarbeitern verboten, die Provinz zu verlassen. Laut den Behörden hatten 90 Prozent der Infizierten keine Krankheitssymptome gezeigt.
Der Leiter der Behörde für Seuchenkontrolle, Opas Karnkawinpong, teilte mit, dass «die meisten von ihnen ausländische Arbeiter aus Myanmar» seien.
Grosse Sorge in Thailand über Corona-Lage in Myanmar
Karnkawinpong sagte in einer Fernsehansprache, dass in den folgenden Tagen mit weiteren Fällen in der ausländischen Gemeinschaft gerechnet werden muss. «Sie gelten aber nicht als Risikogruppe, da sie sich im Arbeitsalter befinden und grundsätzlich gesund sind.»
Die thailändischen Behörden zeigten sich besorgt über die Lage in Myanmar. Das Land hat seit September einen starken Anstieg von Coronavirus-Infektionen verzeichnet und hat starke Probleme bei der Eindämmung.
Myanmar verzeichnete bisher knapp mehr als 115'000 Corona-Infektionen – etwas mehr als 2400 Menschen starben. Thailand verstärkte deshalb in den vergangenen Monaten die Kontrollen an der 2400 Kilometer lange Grenze zum Nachbarland deutlich.