Coronavirus: Schweizer Querdenker flüchten nach Paraguay
Gegner der Massnahmen gegen Corona bauen in Paraguay eine Kommune auf. Doch im Land befürwortet eine grosse Mehrheit eine mögliche Impfpflicht.
Das Wichtigste in Kürze
- In Paraguay haben sich rund 3000 Deutsche und Schweizer in einer Kommune niedergelassen.
- Dort leben sie «ohne Impfpflicht und 5G» in «wirklicher Freiheit» und Unabhängigkeit.
- Für die Einreise nach Paraguay gilt aber die 2G-Regel.
Im deutschsprachigen Raum wird das Leben seit rund eineinhalb Jahren von den Massnahmen gegen das Coronavirus eingeschränkt. An Maske, Zertifikat und Kapazitätsbeschränkungen hat niemand Freude, die meisten finden sich aber damit ab. Einige wenige Personen können oder wollen dies aber nicht – häufig auch wegen Falschinformationen und Verschwörungstheorien.
Mexiko mit seinen laschen Einreiseregeln – weder Impfung noch Test sind erforderlich – gilt als temporärer Zufluchtsort vor strengen Regeln. Querdenker, Skeptiker und Massnahmengegner, die ihrer Heimat für immer den Rücken kehren wollen, reisen eher nach Paraguay.
Denn dort, nahe der Kleinstadt Caazapa, ist die Kommune «El Paraiso Verde» im Aufbau, wie das Magazin «Stern» berichtet. Das grüne Paradies wirbt mit Sicherheit vor «5G-Strahlen, Chemtrails und Impfpflicht». Die Kommune erstreckt sich über 1600 Hektar und ist von Zäunen sowie bewaffneten Wache beschützt. Laut eigenen Angaben leben bereits rund 3000 Personen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland dort.
Seit dem Ausbruch des Coronavirus verzeichnet die Kommune einen kleinen Ansturm. Auf Youtube begründen neue Mitglieder ihren Umzug mit Zweifeln an der Corona-Politik, der Impfung und dem Virus selbst. Das Gründerpaar verbreitet auch fleissig Falschinformationen und Verschwörungstheorien.
Mit dem «grössten Stadtentwicklungs- und Siedlungsprojekt Südamerikas» hat es grosse Ziele: 20'000 Einwohner sollen eines Tages dort leben. Dafür wurden bereits 60 Kilometer Strassen gebaut und künstliche Seen angelegt. Auch eine Schule auf der Basis der anthroposophischen Lehrmethoden und eine Universität sind geplant. Dort sollen alternative Medizin, alternative Energie und alternative Landwirtschaft die Schwerpunkte sein.
«El Paraiso Verde» wirbt zwar mit der «wirklichen Freiheit» und Unabhängigkeit – jeder und jede sind aber doch nicht willkommen. Die Mitglieder werden «handverlesen», müssen das Herz am rechten Fleck haben, und die Chemie muss passen. Gewidmet ist die Kommune «allen aufgeklärten und ‹aufgewachten› Menschen aus aller Welt».
Corona: Paraguay führt Impfpflicht für Touristen ein
Paraguay wurde von der Pandemie hart getroffen, hat über 17'000 Tote zu betrauern. Impfstoffe sind rar, die Bereitschaft wäre hoch. Auch eine Pflicht würden laut der «Deutschen Welle» viele Einwohner begrüssen.
Seit Kurzem dürfen nur noch gegen Corona geimpfte oder genesene Menschen nach Paraguay einreisen. Für viele Bewohner des grünen Paradieses könnte dies zu einem Problem werden: Möchten sie das Land verlassen und wieder zurückkehren, müssten sie sich impfen lassen.
Doch ob es tatsächlich ein Problem wird, ist fraglich. Laut «Stern» besitzt «El Paraiso Verde» gute Verbindungen zum Ex-Präsidenten Haracio Cartes. Er gilt als einer der reichsten und wichtigsten Menschen Paraguays. Der ehemalige Präsident von Caazapa, Gladys Rojas, schätzt die Kommune als einen der mächtigsten Akteure in der armen Region ein.