Der australische Uluru wurde gesperrt - Ureinwohner feiern
Australien schliesst den beliebten Kletterpass am Uluru für Touristen. Die Ureinwohner erhalten endlich ihre heilige Stätte zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Der australische Fels Uluru darf nicht mehr von Touristen bestiegen werden.
- Damit wird ein lang gehegter Wunsch der australischen Ureinwohner endlich Tatsache.
- «Es ist an der Zeit die heiligen Stätten und den Fels ruhen zu lassen», so die Anangu.
Es ist ein für alle Mal Schluss: Der Pass auf den bekanntesten Felsblock Australiens wurde für Touristen geschlossen. Am Samstag gab es am Uluru eine feierliche Zeremonie, von australischen Ureinwohnern und Weissen gemeinsam.
Schliesslich werden dann nächste Woche die 300 Meter lange Kette und auch die 138 stählernen Pfosten entfernt werden. Ein symbolischer Akt: Der 348 Meter hohe Sandsteinberg darf nach Jahrzehnten der «Unterdrückung» endlich frei sein.
Die traditionellen Besitzer, die australischen Aborigines, genauer der lokale Stamm der Anangu, erhält also endlich seine heilige Stätte zurück.
Wer dann noch in dem Nationalpark klettert, macht sich strafbar: Zwei Jahre Gefängnis oder 60'000 australische Dollar (knapp 41'000 Franken) Busse drohen.
«Zeit, den Fels ruhen zu lassen»
In einem Video, welches Nau vor dem Aufstiegsverbot zur Verfügung gestellt wurde, sprechen einige Anangu über ihre Gefühlslage. Dabei wird klar, wie wichtig die Uluru-Schliessung für den lokalen Aborigines-Stamm ist.
«Das ist ein Riesending, viele Menschen freuen sich sehr. Es ist an der Zeit die heiligen Stätten und den Fels ruhen zu lassen, anstatt ihn ständig zu betreten.» Das sagt etwa der Stammesälteste Donald Fraser.
Der Uluru sei ein sensibler Bereich und müsse geschützt werden, so der ehemalige Vorsitzende des Uluru-Kata-Tjuta Vorstandes. Auch anderer traditionelle Besitzer freuen sich, an der Schliessung der Touristenattraktion (Video finden Sie oben).
Theresa Nipper etwa sagt, dass die Touristen den Felsen «geniessen können, ohne sich auf ihn zu setzen». Und Sammy Wilson stellt klar: «Die Leute können stattdessen uns besuchen und von uns lernen.»
Grosser Ansturm auf Uluru
Bevor es aber so weit war, ging es am letzten möglichen Kletter-Tag in Australien noch einmal für Tausende ans Eingemachte. Ein letztes Mal erwarteten die Behörden eine lange Schlange vot dem Uluru. Genau wie Anfang Oktober, als Bilder von Menschen dicht an dicht am Fusse des Berges für Unmut sorgten.
Etwa eine halbe Million Besucher machten sich pro Jahr auf, den früher noch als Ayers Rock bekannten Felsen zu erklimmen. Der Ansturm hatte sich in den vergangenen Monaten stetig erhöht.
Die Tourismus-Welle setzte Mensch und Umwelt zu: Trotz aller Schilder und Broschüren liessen Touristen haufenweise ihren Abfall liegen. Einige verrichteten auf dem Unesco-Weltkulturerbe sogar ihre Notdurft.
Im australischen Fernsehen wurde eine Bäuerin interviewt. Sie erzählte von illegal campenden Touristen, die ihre Abwässer aus ihren Wohnwagen auf ihrem Grundstück entsorgt hätten.
Anangu baten auf Schildern vom Klettern abzusehen
Dass das Verbot am 26. Oktober 2019 kommen werde, stand schon seit zwei Jahren fest. Es wurde von einem Gremium von Ureinwohnern und von der Verwaltung des zugehörigen Nationalparks beschlossen. Schon seit den 1980er Jahren bitten die lokalen Anangu jedoch darum, freiwillig unten zu bleiben.
Auf Schildern, in sechs verschiedenen Sprachen, erklären sie, dass der Berg ein Heiligtum ist. Aus Respekt vor jahrtausendealten Traditionen sollte er nicht bestiegen werden.
Nur speziell initiierte Mitglieder des Stammes dürfen hochklettern – und das auch nur bei ganz besonderen Gelegenheiten. Schilder und eine Bitte also – ansonsten waren den traditionellen Besitzern die Hände gebunden.
Vor allem jüngere Australier haben ein grösseres Bewusstsein für die Kultur der Aborigines entwickelt. Deshalb finden es viele richtig, kommen die Behörden endlich der Bitte der Anangu nach.
Aborigines werden in Australien benachteiligt
Doch das Verbot ist in Down Under keinesfalls unbestritten. Wenn es nämlich um den «heiligen Berg» geht, heisst es oftmals der gehöre «allen Australiern», einige sprechen gar von «Geburtsrecht.»
So reisten in den vergangenen Wochen neben vielen ausländischen Touristen auch noch einmal gerade viele Australier auf den Uluru. Sie ignorierten so die Bitte der traditionellen Besitzer und deren reiche Kultur.
Eine nicht seltene Umgangskultur der Australier mit ihren Ureinwohnern. Die 700'000 Aborigines, die es heute in Australien gibt, werden verglichen zu den 24 Millionen «europäischen Siedlern» noch immer benachteiligt.