Die Ära Akihito neigt sich dem Ende zu
Als erster Monarch seit rund 200 Jahren wird Akihito noch zu Lebzeiten seinem Nachfolger weichen. Damit beginnt auch eine neue Zeitrechnung in Japan.
Das Wichtigste in Kürze
- Ende April wird Japans Kaiser Akihito abdanken.
- Damit endet eine Ära und beginnt eine neue Zeitrechnung.
Das neue Jahr bringt für Japan auch das Ende einer Ära, wenn Kaiser Akihito im Frühjahr in den Ruhestand geht. Am 2. Januar hält der 85-Jährige seine letzte Neujahrsansprache, am 30. April dann wird er nach drei Jahrzehnten abdanken – als erster Tenno seit mehr als zwei Jahrhunderten.
Am 1. Mai wird sein Sohn Naruhito den Chrysanthementhron besteigen, und mit ihm beginnt dann eine neue Zeitrechnung in Japan.
Er empfinde «grossen Trost», dass sein Land während seiner Regentschaft «frei von Krieg» geblieben sei, sagte der Kaiser am 23. Dezember in seiner letzten Geburtstagsansprache. Die Opfer des Zweiten Weltkriegs dürften niemals vergessen werden.
Erinnerungen dank kaiserlichem Kalender
Hinter verschlossenen Türen wird unterdessen beraten, wie die neue Ära nach Akihito heissen könnte. Japan ist das einzige Land der Welt, in dem noch ein kaiserlicher Kalender verwendet wird. Während anderswo das Jahr 2018 geschrieben wird, ist in Japan Heisei 30, das 30. Jahr der Herrschaft von Kaiser Akihito.
«Mit dem kaiserlichen Kalender ist es leichter, sich an eine Zeit zu erinnern», sagt Kunio Kowaguchi, der Chef des grössten japanischen Kalenderherstellers Todan. «Zum Beispiel erinnern wir uns daran, dass es zu Beginn der Heisei-Ära war, als Japans Wirtschaftsblase platzte.»
Suche nach neuer Zeitrechnung
Seit Einführung dieser Zeitrechnung im 7. Jahrhundert gab es fast 250 «gengo», wie die Epochen auf Japanisch heissen. Früher riefen Kaiser auch mitten in ihrer Regentschaft eine neue Ära aus, zum Beispiel, um nach Naturkatastrophen einen Neustart zu markieren. In jüngerer Zeit umfasste eine Ära jedoch immer die gesamte Herrschaft eines Kaisers.
Je näher die Thronbesteigung von Kronprinz Naruhito rückt, desto heftiger wird über den Namen der neuen Zeit spekuliert. Die meisten Kaiser herrschten bis zu ihrem Tod. Akihitos Ankündigung abzudanken, liess den Experten viel Zeit.
Die Namensfindung ist Aufgabe der Regierung – nicht des Palastes – und findet im Geheimen statt. Ursprünglich sollte der neue Name noch in diesem Jahr verkündet werden, doch die recht anspruchsvolle Prozedur verzögerte sich.
So muss die Bezeichnung für eine Ära genauen Anforderungen genügen: Sie muss aus zwei Schriftzeichen bestehen, die einfach zu lesen und zu schreiben sind, darf jedoch keine bekannten Namen enthalten. Und weil der Name einer Ära als heilig gilt, darf auch kein Vorschlag, der in der Vergangenheit verworfen wurde, wieder in die Debatte eingebracht werden.