Die Welt zu Gast in Dubai: Noch 100 Tage bis zur Expo
In 100 Tagen beginnt die erste Weltausstellung auf arabischem Boden. Dubai will sich damit im besten Licht präsentieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Erstmals findet eine Expo im arabischen Raum statt.
- Im Vorfeld der Expo beklagten Menschenrechtler die Lage vor Ort.
- Dubai möchte sich als modern und fortschrittlich präsentieren.
In seinen Jahrtausenden auf der Erde hat der Mensch so einige Dinge vollbracht, die sein Leben dauerhaft verändern sollten: die Entdeckung des Feuers etwa, die Erfindung von Rad und Papier, der erste bemannte Flug. Und wo wäre die Menschheit heute ohne Glühbirne, Penizillin und Internet? Die nächste bahnbrechende Erfindung kommt sicher.
Wer dabei sein will, muss im Herbst eigentlich nur nach Dubai reisen – zur Expo-Weltausstellung. Dies zumindest lässt ein 52 Millionen Mal geklickter Werbespot bei Youtube glauben. In 100 Tagen beginnt die dann erste Weltausstellung im arabischen Raum.
Grosse Ambitionen in Dubai
Ein «futuristisches Festival voll neuer und radikaler Ideen, magische Aufführungen in einem sechs Monate langen Spektakel» verspricht Black-Eyed-Peas-Rapper Will.i.am in dem Werbe-Clip. Laut Motto soll die Schau auf einem Gelände, das der Fläche von 600 Fussballfeldern entspricht, «Köpfe verbinden» und «Zukunft schaffen».
Eigentlich sollte sie schon im Herbst 2020 öffnen. Nach einer coronabedingten Verschiebung um ein Jahr soll es am 1. Oktober nun endlich so weit sein. Der Zusatz «2020» wurde wie bei den Olympischen Spielen und der Fussball-Europameisterschaft auch nach der Verschiebung beibehalten.
Geschätzte Kosten für die emiratischen Gastgeber: umgerechnet rund 6,9 Milliarden Euro. Wegen der Pandemie gelten für die Schau klare Regeln wie Maskenpflicht und Kapazitätsgrenzen.
Menschenrechts-Kritik im Hintergrund
Das Expo-Prestige kommt dem reichen Emirat gelegen angesichts einer heiklen Menschenrechtslage: Organisationen wie Human Rights Watch (HRW) und Amnesty International bezeichnen diese weiterhin als besorgniserregend. Ein Problem bleibt die Lage der vielen Arbeiter, die oft unter grosser Hitze auf Baustellen und hinter den Kulissen wirken.
Im Sommer können die Temperaturen in den Emiraten auf bis zu 50 Grad Celsius steigen. Arbeit im Freien ist zwischen Juni und September in den besonders heissen Mittagsstunden deshalb untersagt.
Die Bedingungen für Arbeitsmigranten seien trotzdem «unmenschlich» und gefährdeten ihre Gesundheit, schreibt die britische Organisation ImpACT in einem neuen Bericht. Sie müssten nicht übersetzte Dokumente unterschreiben, ihre Pässe aushändigen und «extreme Arbeitszeiten» aushalten.
Mehrere emiratische Firmen hätten Aufträge im Zusammenhang mit der Expo bekommen trotz «schwerer Menschenrechtsverletzungen». Die Veranstalter beharren dagegen darauf, dass alle Arbeiter fair und würdevoll behandelt und pünktlich bezahlt würden. Arbeitnehmer könnten ihre Rechte mit internen Beschwerdeverfahren geltend machen.
Dubai hofft auf 25 Millionen Besucher
Mehr als zehn Jahre sind vergangenen, seit die Expo in Schanghai die Rekordzahl von 73 Millionen Besuchern lockte. Dubai hält trotz der aussergewöhnlichen Umstände wegen der Pandemie am Ziel fest: Zwischen Oktober und März 2022 sollen bis zu 25 Millionen Besucher auf das Gelände kommen.
Die grossangelegten «World Expos», die jeweils sechs Monate dauern, finden nur alle fünf Jahre statt. Den Gastgebern winkt neben einem wirtschaftlichen Schub vor allem reichlich Prestige.
Auch Dubai, kann sich auf der grossen Weltbühne präsentieren. Die Stadt vermarktet sich schon lang als schillernde Shopping-Metropole und Spielplatz für die Spassgesellschaft von morgen. Die Expo soll mit mehr als 190 teilnehmenden Ländern zum Labor des technologischen Fortschritts werden. Fragen rund um Nachhaltigkeit und Mobilität der Zukunft stehen im Mittelpunkt.
Die Emirate wollen bis 2050 fast die Hälfte ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen decken. Das Potenzial für Solarparks in der kargen Wüste am Golf ist enorm.