Diplomatische Krise mit Riad setzt Libanons Regierung unter Druck
George Kurdahi, der Informationsminister des Libanon, hat sich kritisch über Saudi-Arabien geäussert. Dies schadet dem krisengeplagten Land weiter.
Das Wichtigste in Kürze
- Libanons Premier Nadschib Mikati drängt George Kurdahi indirekt zum Rücktritt.
- Der Informationsminister rechtfertigte den Kampf der Huthi-Rebellen im Jemen.
- Saudi-Arabien und andere Golfstaaten riefen deshalb ihre Botschafter zurück.
In einer schweren diplomatischen Krise mit Saudi-Arabien wächst der Druck auf die Regierung im Libanon. Ministerpräsident Nadschib Mikati forderte Informationsminister George Kurdahi heute Donnerstag nach dessen kritischen Äusserungen über Saudi-Arabien indirekt zum Rücktritt auf.
Er rufe Kurdahi auf, sein Gewissen zu befragen, die notwendige Position einzunehmen und das nationale Interesse über alles andere zu stellen, sagte Mikati.
Kurdahi steht in der Kritik, weil er vor seinem Amtsantritt den Kampf der jemenitischen Huthi-Rebellen gegen Saudi-Arabien gerechtfertigt hatte. Als entsprechende Äusserungen bekannt wurden, riefen Saudi-Arabien und andere Golfstaaten ihre Botschafter zurück.
Die Regierung in Riad stoppte zudem alle Exporte aus dem Libanon, für den die Golfländer der wichtigste Absatzmarkt sind. Kurdahi, ein früherer bekannter TV-Moderator und Quiz-Master, lehnt einen Rücktritt ab.
Sorge vor Bürgerkrieg
Der Libanon leidet seit rund zwei Jahren an der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Diese wird durch den Konflikt mit Saudi-Arabien verschärft. Nach Feuergefechten mit Toten im vergangenen Monat und Spannungen zwischen den unterschiedlichen Konfessionen wuchs zudem die Sorge vor einem neuen Bürgerkrieg.
Der christliche Politiker Kurdahi zählt im mulitkonfessionellen Libanon zum Lager der schiitischen Hisbollah, die mit dem ebenfalls schiitischen Iran verbündet ist. Teheran ist ein Erzfeind des sunnitischen Saudi-Arabiens und unterstützt auch Jemens Huthis. Riads Luftwaffe fliegt seit 2015 Angriffe im Jemen, um die Rebellen zurückzudrängen.
Mikati hatte erst vor zwei Monaten nach einem langen Machtkampf eine Regierung gebildet. Infolge der Krise leben im Libanon mittlerweile rund drei Viertel der Bevölkerung in Armut.
Auch die Folgen der schweren Explosion im Hafen von Beirut mit mehr als 190 Toten und rund 6000 Verletzten sind noch immer zu spüren. Bei Feuergefechten im Oktober starben sieben Menschen, darunter Hisbollah-Anhänger.