Hamas

Drei Geiseln der Hamas nach 490 Tagen wieder bei ihren Familien

Nikolaus Führmann
Nikolaus Führmann

Palestina,

Or Levy, Eli Scharabi und Ohad Ben Ami sind frei. Sie kehrten nach 16 Monaten als Geiseln in Hamas-Gefangenschaft zu ihren Familien zurück.

Geiseln Rückkehr
Nach knapp 500 Tagen Gefangenschaft konnten die freigelassenen Geiseln ihre Liebsten weder in die Arme schliessen. - YouTube/@ Forbes Breaking News

Am Samstag liess die Hamas drei weitere israelische Geiseln frei. Es handelt sich um Or Levy (34), Eli Scharabi (52) und Ohad Ben Ami (56).

«Die Tagesschau» berichtet, dass die Männer an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben wurden. Die Freilassung erfolgte im Rahmen eines Gefangenenaustauschs.

Im Gegenzug sollen 183 palästinensische Gefangene aus israelischer Haft entlassen werden. Einige von ihnen verbüssen lebenslange Haftstrafen wegen Beteiligung an tödlichen Angriffen.

Hamas inszeniert Freilassung

Die Hamas inszenierte die Freilassung als Propagandashow. «Der WDR» beschreibt, wie die Geiseln von vermummten Hamas-Mitgliedern auf eine Bühne geführt wurden.

Geiseln Hamas
Vor ihrer Freilassung mussten die Geiseln mit Hamas-Kämpfern posieren. - Keystone

Die Männer mussten sich laut israelischen Medien für die «Fürsorge» während ihrer Gefangenschaft «bedanken». Die Hamas sorgte dafür, dass alles von eigenen Kameraleuten aufgezeichnet wurde.

Israels Staatspräsident Izchak Herzog bezeichnete die Inszenierung als «zynisches und grausames Spektakel», wie der WDR berichtet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, die «schockierenden Bilder» würden nicht unbeantwortet bleiben.

Emotionales Wiedersehen

In Israel wurde das erste Wiedersehen der Männer mit ihren Familien vom Militär gefilmt und ausgestrahlt. Die Bilder der ausgemergelten Geiseln sorgten für Entsetzen.

Trotz der belastenden Umstände gab es auch bewegende Momente: Or Levy konnte seinen dreijährigen Sohn in die Arme schliessen. Allerdings erfuhr er erst nach seiner Freilassung vom Tod seiner Frau beim Hamas-Überfall, wie «L'essentiel» berichtet.

Auch Ohad Ben Ami erlebte ein emotionales Wiedersehen mit seinen Töchtern im Ischilow-Krankenhaus in Tel Aviv. «Die Welt» zitiert eine seiner Töchter: «Papa, bist du es wirklich? Ich kann es nicht glauben, dass du hier bist.»

Geiseln in schlechtem medizinischem Zustand

Israelische Medien berichten von grausamen Haftbedingungen: Ein Mann sei angekettet gewesen und habe fast die gesamte Zeit in einem dunklen Tunnel verbracht. Er konnte weder gerade stehen noch gehen.

Der für die Freigelassenen zuständige Medizinprofessor Hagai Levine warnte vor schwerwiegenden körperlichen und seelischen Langzeitfolgen. Die Untersuchungen hätten alarmierende Ergebnisse gezeigt, darunter extreme Unterernährung und mehrfache Organschäden.

Die Männer litten unter «extrem schlechter Hygiene, Mangel an frischer Luft und Sonnenlicht». Hinzukomme extreme körperliche und psychologische Misshandlung durch ihre Entführer, so Levine laut «L'essentiel».

Verhandlungen gehen weiter

Aktuell befinden sich noch zahlreiche israelische Geiseln in der Gewalt der Hamas. Laut «DW» wurden bisher 21 Geiseln im Rahmen des aktuellen Waffenruhe-Abkommens freigelassen.

Geiseln Freilassung Gefangenenaustausch
In Ramallah wurden im Austausch mit den Geiseln freigelassene Palästinenser in Empfang genommen. - Keystone

Das Abkommen sieht in seiner ersten Phase die Freilassung von insgesamt 33 israelischer Geiseln vor. Im Austausch sollen mehr als 1900 palästinensische Häftlinge freigelassen werden.

Verhandlungen über eine zweite Phase laufen derzeit unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens. Erhofft wird das Kriegsende und die Freilassung aller verbliebenen Geiseln.

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