ETH-Forscher: Mit 20 Millionen lässt sich Amazonas nicht retten
Brasiliens Präsident Bolsonaro lehnt die 20 Millionen Dollar Hilfsgelder der G7-Staaten ab. Diese seien sowieso lächerlich, sagt der ETH-Forscher.
Das Wichtigste in Kürze
- Die G7-Staaten haben 20 Millionen Dollar Soforthilfe für die Amazonas-Brände zugesagt.
- Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro lehnt ab.
- Gemäss ETH-Professor für Waldökologie wären die 20 Millionen sowieso praktisch nutzlos.
Er will sie nicht! Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro lehnt die 20 Millionen Dollar des G7-Gipfels ab. Auch wenn diese einstimmig von den führenden Köpfen wie Trump, Macron und Co. als Soforthilfe zugesprochen wurden.
- Não podemos aceitar que um presidente, Macron, dispare ataques descabidos e gratuitos à Amazônia, nem que disfarce suas intenções atrás da ideia de uma "aliança" dos países do G-7 para "salvar" a Amazônia, como se fôssemos uma colônia ou uma terra de ninguém.
— Jair M. Bolsonaro (@jairbolsonaro) August 26, 2019
Bolsonaro kritisierte in einem Tweet direkt den französischen Präsidenten Macron, der Brasilien «wie eine Kolonie oder ein Niemandsland» darstelle. Er solle sich nicht in innere Angelegenheiten einmischen.
Doch eines vergisst der ultrarechte Präsident: Der Amazonas geht nicht nur Brasilien etwas an.
Wie wenn die Schweiz Gift in den Rhein schüttet
Nicht umsonst wird der Amazonas als «Grüne Lunge der Welt» bezeichnet. Harald Bugmann ist ETH-Professor im Bereich Waldökologie und weist Bolsonaro in die Schranken.
«Brasilien und die anderen Staaten im Einzugsgebiet des Amazonas haben eine globale Verantwortung.» Zu behaupten, die Amazonas-Brände würden uns nichts angehen, sei absurd. «Das wäre, wie wenn wir in Basel Gift in den Rhein schütten würden, und sagten, das sei unsere nationale Angelegenheit.»
Denn der Amazonas sei wichtig für die Kohlenstoff- und Wasserbilanz, sowie die Biodiversität auf der Welt. Im Regenwald gäbe es beispielsweise Pflanzen, aus denen man Medizin gewinnen könnte, von denen wir noch nicht einmal wissen würden.
20 Millionen – Nicht mal ein Tropfen auf den heissen Stein
Dass der Amazonas gerettet werden muss, ist daher unbestritten. Doch dass Bolsonaro die 20 Millionen des G7-Gipfels ablehnt, ist für Bugmann wenig verwunderlich.
«Wir haben 80'000 Brände im Amazonas. Rechnet man die 20 Millionen runter, wären dies 250 Euro pro Brand.»
Und das sei «im Verhältnis lächerlich». Die Soforthilfe von Trump und Co. sei ein symbolischer Akt, «genauso symbolisch ist die Reaktion von Bolsonaro».
Grundsätzlich müsse gesagt werden: «Man kann Waldbrände nicht löschen. Man kann kontrollieren, in welche Richtung sie sich entwickeln. Aber die 80'000 Brände zu löschen ist unmöglich.»
Diese würden erst dann erloschen, wenn es regnen und keine Brandherde mehr geben würde. Letzteres würde die Regierung aber offenbar nicht durchsetzen wollen.
Haben europäische Wälder 20 Millionen nötig?
Wie das brasilianische Präsidentenbüro verlauten liess, sollten die 20 Millionen vielmehr dazu verwendet werden, die Wälder in Europa wieder aufzuforsten.
Der ETH-Professor hält von dieser Idee herzlich wenig. «Das ist eine Schnapsidee. Denn wir haben kein Abholzungsproblem, keine Waldreduktion oder schwindenden Ressourcen. Es wird viel in die nachhaltige Forstwirtschaft investiert.»
Die Schweiz und EU hätten eine andere Aufgabe. «Sofort das Freihandelsabkommen auf Eis legen, sowie einen Import-Stopp für brasilianisches Rindfleisch verhängen. Die Regierung muss verstehen, worum es geht.»