Experte: Waffenruhe zwischen Israel & Hisbollah «positives Zeichen»
Im Nahostkonflikt haben Israel und die Hisbollah eine Einigung erzielt. Die Waffenruhe sei positiv, sagt ein Experte – und erklärt, wieso der Deal gelungen ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Nahostexperte Carsten Wieland sieht in der Waffenruhe im Libanon ein «positives Zeichen».
- Israel habe im Kampf gegen die Hisbollah seine Ziele erreicht, sagt er.
- Gleichzeitig fand bei der Miliz offenbar ein Umdenken statt.
Im Nahen Osten scheint sich die Lage zumindest wieder etwas zu entspannen. Heute Mittwoch trat eine Waffenruhe im Libanon in Kraft. Israel und die Hisbollah konnten sich unter Vermittlung der USA und Frankreich einigen.
Wie lässt sich diese neue Entwicklung einordnen?
«Meisterleistung der Diplomatie»
Nahostexperte Carsten Wieland sagt gegenüber Nau.ch: «Die Waffenruhe ist zunächst einmal ein positives Zeichen.» Man könne von einer «Meisterleistung der Diplomatie» sprechen.
Die Einigung sei zustande gekommen, da Israel seine Ziele im Libanon erreicht habe. «Die Regierung um Benjamin Netanjahu hat im Kampf gegen die Hisbollah schnelle Erfolge erzielt», so Wieland.
Auch wenn man natürlich festhalten müsse, dass es im Libanon ebenfalls zivile Todesopfer und Zerstörung gegeben habe.
Entscheidend sei zudem gewesen, dass die Hisbollah bereit war, den Libanon mit dem Gazastreifen zu «entkoppeln». Der Experte erklärt: «Die Angriffe der Hisbollah auf Israel kamen ursprünglich als Unterstützung für die Hamas. Jetzt wurden die beiden Konflikte wieder getrennt.»
USA und Iran dürften hinter Waffenruhe stehen
Die Waffenruhe gilt zunächst für 60 Tage, eine Art «Probezeit», wie Wieland sagt. «Ich glaube, dass die Hisbollah Interesse daran hat, die Waffenruhe einzuhalten.» Wenn es Probleme geben werde, dann wahrscheinlich eher vonseiten radikaler israelischer Kräfte.
International dürfte die Waffenruhe Unterstützung finden, sagt Wieland weiter. Die USA um Präsident Joe Biden und Frankreich hatten beispielsweise grossen Anteil am Deal. Bidens baldiger Nachfolger Donald Trump machte zuletzt ebenfalls Druck und forderte eine Waffenruhe.
Die «Verschnaufpause» ist laut dem Nahostexperten auch «im Interesse des Irans». Dieser unterstützt die Hisbollah zwar, sei aber selbst geschwächt. «Der Iran will auf jeden Fall einen offenen Krieg mit Israel verhindern.»
Pager-Angriff und Nasrallah-Tötung
Der Libanon geriet in den vergangenen Monaten im Nahostkonflikt immer wieder in den Fokus.
Für besonders viel Aufsehen sorgte der Pager-Angriff auf Mitglieder der Hisbollah-Miliz im September. Damals explodierten zahlreiche Funkempfänger und Walkie-Talkies gleichzeitig. Mehr als 40 Menschen wurden bei diesen Angriffen getötet.
Dazu gelang es Israel im September, den Chef der Hisbollah, Hassan Nasrallah, zu neutralisieren.
Auf der anderen Seite griff die Hisbollah vom Libanon aus auch immer wieder Ziele in Israel an. Die Angriffe mit Drohnen und Raketen wollte sie ursprünglich erst einstellen, wenn es im Gazastreifen einen Waffenstillstand gebe. Diese Forderung wurde wie erwähnt nun aufgegeben.
Auch die Hamas soll bereit zu einer Waffenruhe sein, hiess es am Mittwoch in einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP. Ob und in welcher Form diese tatsächlich zustande kommt, ist jedoch offen.