Frau im Iran protestiert ohne Kopftuch auf Ingenieurs-Veranstaltung
Im Iran hat eine Ingenieurin auf einer Veranstaltung ohne Kopftuch protestiert. In einem vielfach im Internet geteilten Video demonstrierte Seynab Kasempur am Freitag gegen die Entscheidung eines Ingenieurverbands, sie wegen eines schlecht sitzenden Kopftuchs nicht zur Vorstandswahl zuzulassen.
«Eine Vereinigung, die eine Ingenieurin nur wegen ihres Kopftuchs nicht zulässt und ihre Kolleginnen deswegen verprügelt, verdient keine Anerkennung», sagte die Ingenieurin wütend.
Auf dem Video ist zu sehen, wie sie nach ihrer Rede demonstrativ ihr Kopftuch auf den Boden wirft, während Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr zujubeln.
Nun wird gegen die Frau ermittelt, wie die iranische Nachrichtenagentur Tasnim am Samstag berichtete. Ihr wird vorgeworfen, die islamischen Kleidungsvorschriften missachtet zu haben.
Die Frauenproteste hatten Mitte September nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini begonnen. Die 22-Jährige starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstosses gegen die Kopftuchpflicht von den Sittenwächtern festgenommen worden war. Die Proteste stürzten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten.
In den vergangenen Wochen hatten die Demonstrationen nach der Hinrichtung von vier Demonstranten zunächst abgenommen. Ihren Protest drücken viele Frauen inzwischen aus, indem sie die Pflicht zum Tragen eines Kopftuchs ignorieren. Präsident Ebrahim Raisi hatte die Proteste jüngst für gescheitert erklärt.