Frau nach Totgeburt von Mordvorwurf freigesprochen
Nach einer mutmasslichen Totgeburt und einem darauffolgenden Mordvorwurf wurde die 21-jährige Evelyn Hernández freigesprochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Evelyn Hernández ist in El Salvador vom Mordvorwurf freigesprochen worden.
- Die 21-Jährige wurde nach einer mutmasslichen Totgeburt des Mordes angeklagt.
- Sie sass bereits drei Jahr im Gefängnis. Der Staatsanwalt forderte 40 Jahre Haft.
In einem aufsehenerregenden Prozess ist in El Salvador eine junge Frau nach einer mutmasslichen Totgeburt vom Mordvorwurf freigesprochen worden. Ein Richter in der Stadt Ciudad Delgado urteilte am Montag: Es gebe keine ausreichenden Beweise gegen die 21-jährige Evelyn Hernández. Die Staatsanwaltschaft hatte 40 Jahre Gefängnis gefordert.
In dem zentralamerikanischen Land herrscht ein drakonisches Abtreibungsrecht. Frauen, die ihr Kind verlieren, wird häufig Mord zur Last gelegt. Hernández zeigte sich erleichtert nach ihrem Freispruch:
«Ich bin glücklich», sagte die 21-Jährige. «Gott sei Dank wurde heute Gerechtigkeit gesprochen.» Die fast drei Jahre, die sie bereits im Gefängnis sass, seien eine «harte Zeit» gewesen.
Hernández hatte im April 2016 in einer Toilette ein Kind zur Welt gebracht. Die junge Frau beteuert, das Baby sei bei der Geburt bereits tot gewesen. Trotzdem wurde sie festgenommen und im Juli 2017 wegen Mordes zu 30 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde aber später aufgehoben und der Fall deswegen neu verhandelt.
Mordanklage nach Totgeburt
In El Salvador sieht das Strafrecht bei Abtreibungen zwischen zwei und acht Jahren Haft vor. Staatsanwälte und Richter stufen Fälle, in denen Kinder tot geboren oder kurz nach der Geburt sterben, häufig als Mord ein. Darauf stehen zwischen 30 und 50 Jahre Haft.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International begrüsste am Montag den Freispruch für Evelyn Hernández. El Salvador müsse nun der «diskriminierenden Praxis der Kriminalisierung von Frauen» ein Ende setzen.
Keine Frau dürfe wegen Mordes angeklagt werden, weil sie einen medizinischen Notfall erlitten habe. Auch müssten die «drakonischen Regeln gegen Abtreibungen» abgeschafft werden. Derzeit sitzen in El Salvador 16 Frauen wegen einer Abtreibung oder Totgeburt im Gefängnis.