Rabbiner in Israel äussern scharfe Kritik am Besuch des rechtsextremen Polizeiministers auf dem Tempelberg, den sie als provokant und spaltend betrachten.
Itamar Ben-Gvir
Der israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir macht weiterhin provokante Äusserungen über den wichtigsten heiligen Ort in Jerusalem. (Archivbild) - Atef Safadi/Pool European Pressphoto Agency/AP/dpa

Ranghohe Rabbiner in Israel haben in einer ungewöhnlichen Botschaft an die arabische Welt den provokativen Besuch des rechtsextremen Polizeiministers Itamar Ben-Gvir auf dem Tempelberg verurteilt. In einem Video mit arabischen Untertiteln sprachen sich fünf jüdische Gelehrte grundsätzlich gegen den Besuch von Juden auf der Anlage in Jerusalem aus.

«Seht diese Minister nicht als Repräsentanten des israelischen Volkes an», sagte Izchak Josef, bis vor Kurzem Oberrabbiner in Israel, an die «Länder der Welt» gerichtet. «Sie repräsentieren das Volk Israel nicht», sagte er. Die meisten Juden besuchten den Tempelberg nicht, erklärte er.

«Bitte setzt euch für eine Beruhigung der Gemüter ein», lautete seine Botschaft. «Wir glauben alle an einen Gott, wollen Frieden zwischen den Völkern. Wir dürfen es dem radikalen Rand nicht erlauben, uns anzuführen.»

Kontroverse um Gebetsrechte und Sicherheit

Israels Polizeiminister Ben-Gvir hatte bei seinem Besuch auf dem Tempelberg am Dienstag gefordert, dort jüdisches Gebet zuzulassen. In einem vor Ort gedrehten und später veröffentlichten Video sprach er sich zudem erneut gegen Verhandlungen mit der Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sowie die Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln aus. Auf Videos war ausserdem zu sehen, wie zahlreiche jüdische Gläubige sich im Gebet auf dem Tempelberg auf den Boden legten.

Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist.

Internationale Reaktion

Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstösse.

Deutschland und die USA hatten den Besuch von Ben-Gvir auf dem Tempelberg als Provokation verurteilt. Man erwarte von der israelischen Regierung, gerade in der aktuell angespannten Lage, solche Aktionen zu unterbinden.

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