Geiseln sind «beste Lebensversicherung der Hamas»
Laut einem Experten sind die Geiseln die Lebensversicherung der Hamas. Ob sie sich an einen möglichen Deal zur Freilassung halte, sei deshalb fraglich.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder gibt es Berichte über einen möglichen Geiseldeal.
- Doch laut einem Experten sind die Gefangenen die Lebensversicherung der Hamas.
- Beide Seite vermuten, dass die andere sich nicht an einen Deal halten könnte.
Noch immer rund 100 Geiseln sind laut Israel in den Händen der radikalislamischen Hamas. Verschiedenen Berichten zufolge arbeiten die Vermittler USA, Ägypten und Katar an einem Deal zur Freilassung. Im Gegenzug zu den Geiseln fordert die Hamas, dass palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.
Dies sei ein «ideologisches Ziel» von Hamas-Chef Yahir Sinwar, sagt Experte Peter Lintl zu «Merkur». Denn der Islamist war einst selbst jahrelang in israelischer Gefangenschaft. Befreit wurde er durch einen Geisel-Deal.
Neben dem Gefangenenaustausch will die Hamas laut Lintl auch eine Waffenruhe und umfassendere humanitäre Hilfe. Israels Präsident Benjamin Netanjahu hat einer Feuerpause zuletzt aber eine Absage erteilt. «Ob der Deal letztlich zustande kommt, ist eine andere Frage», so Lintl. Und auch eine vollständige Kooperation der Hamas sei fraglich.
«Die Hamas wird sich fragen, wie strategisch sinnvoll eine Geisel-Freilassung wäre. Denn die Geiseln sind ihre beste Lebensversicherung.» Vor diesem Hintergrund sei es möglich, dass sich die Hamas nur teilweise an einen Deal halten werde. Möglicherweise würde sie nicht alle Geiseln freilassen.
Zwischen den beiden Parteien herrsche auch grosses Misstrauen, ob die andere Seite einen möglichen Deal einhalten werde. «Ich kann mir allerdings schlecht vorstellen, dass Israel sich nicht an einen Deal halten würde», so Lintl. Denn der innenpolitische Druck, die Geiseln zu befreien, sei sehr gross.
Weisses Haus ist hoffnungsvoll
Die aktuellen Verhandlungen stocken aber auch wegen der Bedingungen. Zuletzt forderte die Hamas den Abzug alles israelischer Truppen aus dem Gazastreifen. Israel lehnte dies ab und bot dafür an, dass die Hamas-Führung das Gebiet verlassen dürfe. Diesen Vorschlag lehnte die radikalislamische Organisation ab.
Dennoch zeigt sich das Weisse Haus hoffnungsvoll über die Fortschritte. Dies sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Freitag in Washington. Er sagte aber auch, dass man keine unmittelbaren Entwicklungen erwarte.