Gewaltsame Proteste stören Auftakt von Musikfestival in Chile
Gewalttätige Proteste haben den Auftakt des grössten lateinamerikanischen Musikfestivals im chilenischen Badeort Viña del Mar gestört.
Das Wichtigste in Kürze
- Konfrontation zwischen Demonstranten und Polizei in Viña del Mar.
Tausende regierungskritische Demonstranten, die mit Steinen, Stöcken und Molotow-Cocktails bewaffnet waren, lieferten sich am Sonntag nahe des Festivalortes Strassenschlachten mit der Polizei. Die Sicherheitskräfte trieben die Demonstranten mit Wasserwerfern und Tränengas zurück.
Nachdem es ihnen nicht gelungen war, zum Ort der Musikveranstaltung vorzudringen, attackierte einige Demonstranten Geschäfte in der Umgebung. Auch das Luxushotel «O'Higgins», indem ein Teil der Festival-Jury untergebracht ist, wurde angegriffen. Die grossen Panoramascheiben des Hotels ging zu Bruch, Tränengas strömte durch die Lobby. Auch wurden sieben Fahrzeuge von Demonstranten abgebrannt.
Das sechstägige Song-Festival sollte dennoch weitgehend wie geplant stattfinden. Allerdings wurde der glamouröse Lauf der Stars über den Roten Teppich abgesagt. Der puertoricanische Sänger Ricky Martin, der bei dem Festival auftreten sollte, bekundete seine Solidarität mit den regierungskritischen Demonstrationen in Chile und anderen lateinamerikanischen Ländern. Die Bevölkerung müsse gegenüber der Politik deutlich machen, «was wir brauchen». Allerdings müsse dies «in geordneter Weise» geschehen, merkte Martin auch an.
Die Massenproteste in Chile hatten im Oktober begonnen. Etwa 30 Menschen wurden seitdem nach Behördenangaben getötet, tausende weitere verletzt. Die Proteste wurden anfänglich durch eine Erhöhung der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr ausgelöst. Die Demonstranten kritisieren aber auch niedrige Löhne, hohe Kosten für Bildung und Gesundheit sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land. Präsident Sebastián Piñera kündigte für April ein Verfassungsreferendum an.