Helfer warnen: Haiti am Rande einer verheerenden Hungerkrise
Die humanitäre Lage in Haiti verschärft sich aufgrund der zunehmenden Bandengewalt.
Angesichts der eskalierten Bandengewalt in Haiti spitzt sich die humanitäre Lage zu. Der Karibikstaat stehe am Rande einer verheerenden Hungerkrise, warnte das Welternährungsprogramm (WFP) am Dienstag. Die humanitären Bemühungen drohten zum Erliegen zu kommen – weil die schlechte Sicherheitslage den Zugang zu den Menschen behindere, aber auch wegen versiegender finanzieller Mittel.
In zwei Wochen würden die WFP-Mittel für warme Mahlzeiten auslaufen, hiess es von der UN-Organisation. Ein UN-Sprecher hatte am Montag mitgeteilt, der Plan zur Deckung des humanitären Bedarfs in Haiti, für den 674 Millionen US-Dollar (rund 617 Mio. Euro) benötigt würden, sei nur zu 2,6 Prozent finanziert.
Grassierende Gewalt und politische Instabilität
Fast die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner des Landes leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger. «Haiti ist eine der schwersten Lebensmittelkrisen der Welt – 1,4 Millionen Haitianer sind einen Schritt von einer Hungersnot entfernt», sagte der WFP-Landesdirektor in Haiti, Jean-Martin Bauer.
Die grassierende Bandengewalt war Ende Februar eskaliert und legte Teile Haitis grossteils lahm. Die zwei mächtigsten Banden hatten sich zusammengeschlossen und forderten den Rücktritt des Interims-Premierministers Ariel Henry. Laut UN kontrollieren Banden etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince.
Rund 362'000 Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben. In der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) kündigte Henry seinen Rücktritt an, sobald ein von der Karibischen Staatengemeinschaft (CARICOM) verkündeter Übergangsrat seinen Nachfolger bestimme. Ein Ende der Gewalt ist dennoch nicht in Sicht.
Appell an die internationale Gemeinschaft
Auch die Welthungerhilfe forderte die internationalen Geber und Durchführungspartner auf, die humanitären Mittel für Haiti aufzustocken. Fast 277'000 Kinder unter fünf Jahren seien von akuter Unterernährung bedroht. Die Verbreitung sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt habe bei Frauen und Mädchen zudem immensen Stress und grosse Traumata ausgelöst.