Chinas Immobilienentwickler geraten weiter unter Druck: Gläubiger drängeln, Kurse fallen. Wie die Branche leidet die gesamte Wirtschaft. Sorgt eine Zinssenkung chinesischer Banken für Rückenwind?
Der Hauptsitz von Evergrande (l). Die schwere Immobilienkrise in China erfasst neben dem hoch verschuldeten Evergrande-Konzern auch andere Unternehmen. Foto: Ng Han Guan/AP/dpa
Der Hauptsitz von Evergrande (l). Die schwere Immobilienkrise in China erfasst neben dem hoch verschuldeten Evergrande-Konzern auch andere Unternehmen. Foto: Ng Han Guan/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die schwere Immobilienkrise in China erfasst neben dem hoch verschuldeten Evergrande-Konzern auch andere Unternehmen.
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Die Kurse der chinesischen Immobilienentwickler fielen auf das niedrigste Niveau seit fünf Jahren.

Der strauchelnde Konzern Kaisa holte externe Berater an Bord, um sich aus seiner schwierigen Lage zu retten. Die Firma Houlihan Lokey werde die Liquidität bewerten und mögliche Lösungen untersuchen, teilte Kaisa am Montag in der südchinesischen Metropole Shenzhen mit.

Nach zwei Wochen Handelsstopp sackte der Kurs der Kaisa-Aktien an der Börse in Hongkong am Montag um 14 Prozent ab. Seit Jahresbeginn haben die Papiere des chinesischen Unternehmens rund 75 Prozent eingebüsst. Die Sorgen um Verluste für Investoren schickten auch an Chinas Börsen die Aktien anderer Immobilienunternehmen auf Talfahrt. Sunac verlor sogar um 18 Prozent, wie die Finanzagentur Bloomberg berichtete.

Mehrere Unternehmen in Schieflage

Nach Evergrande waren auch Kaisa und andere Immobilienunternehmen in Schieflage geraten, während der lange boomende Markt einen Dämpfer erlitt. Nach Fitch stufte auch Standard & Poor's (S&P) als zweite internationale Rating-Agentur die Kreditwürdigkeit von Evergrande herunter - auf Kreditausfall in einigen Bereichen und damit eine Stufe vor dem kompletten Zahlungsausfall. Evergrande hat Schulden in Höhe von mehr als 300 Milliarden US-Dollar (266 Milliarden Euro).

Fitch hatte vor eineinhalb Wochen neben Evergrande auch Kaisa heruntergestuft. Das Unternehmen engagierte auch die internationale Anwaltskanzlei Sidley Austin als Rechtsberater. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen mit Vertretern der Inhaber seiner Anleihen über einen umfassenden Umschuldungsplan gesprochen. Noch sei keine Aufforderung zu einer Beschleunigung der Rückzahlungen eingegangen.

Das Unternehmen hatte eine am 7. Dezember fällige vorrangige Anleihe in Höhe von 400 Millionen US-Dollar (356 Mio Euro) nicht zurückgezahlt. Zudem blieb es die Zinsen für zwei Dollar-Anleihen zum Ablauf einer Nachfrist schuldig. Kaisa gehört unter den chinesischen Immobilienentwicklern zu den grössten Emittenten von Dollar-Anleihen. Hier stehen bei Kaisa mehr als 11 Milliarden Dollar aus. Fitch hatte auch die auf Immobilien spezialisierte Investmentgesellschaft Shimao Group aus Hongkong auf «Ramsch» abgestuft.

Rückenwind durch gesenkte Kreditzinsen

In der Krise und angesichts eines erwarteten langsameren Wachstums verschafften die chinesischen Banken der zweitgrössten Volkswirtschaft am Montag etwas Rückenwind und senkten die Kreditzinsen. Wie die chinesische Notenbank in Peking mitteilte, sinkt der einjährige Kreditzins der Banken um 0,05 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent. Es ist die erste Reduzierung seit Frühjahr 2020. Der Satz für fünfjährige Ausleihungen beträgt dagegen unverändert 4,65 Prozent.

Die Angaben beziehen sich auf die «Loan Prime Rate» (LPR), die sich aus dem mittelfristigen Leitzins der Notenbank (MLF) und einem von den Banken selbst festgelegten Aufschlag ergibt. Da der Leitzins zuletzt nicht verändert wurde, kommt die Zinssenkung von Seiten der Kreditinstitute. Obwohl die LPR kein reiner Leitzins der Zentralbank ist, gilt sie als entscheidend für die Finanzierungskonditionen in der Volksrepublik.

Die Zinssenkung dürfte die chinesische Konjunktur stützen, allerdings nur sehr moderat, kommentierte das Analysehaus Pantheon Macroeconomics. Chinas Wirtschaft spürt derzeit einigen Gegenwind. Neben der Corona-Pandemie lasten auf der Wirtschaft die Probleme der Immobilienbranche, hohe Rohstoffkosten, Lieferprobleme und Energieengpässe. Um für Entlastung zu sorgen, hatte die Notenbank schon Anfang Dezember die Mindestreserve, die Banken aus Sicherheitsgründen vorhalten müssen, reduziert.

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