Impfstofflieferung an arme Länder durch Blockade verzögert

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Äthiopien,

Dutzende Entwicklungsländer zählen beim Corona-Impfstoff auf die Hilfe der solidarischen Covax-Initiative. Die soll einen Grossteil der Impfdosen aus Indien bekommen - aber dort hakt es jetzt.

Die panafrikanische Gesundheitsbehörde Africa CDC ist besorgt, dass die Verzögerungen durch die Exportblockade in Indien den Kampf gegen das Coronavirus in Afrika stark beeinträchtigen könnte. Foto: Ben Curtis/AP/dpa
Die panafrikanische Gesundheitsbehörde Africa CDC ist besorgt, dass die Verzögerungen durch die Exportblockade in Indien den Kampf gegen das Coronavirus in Afrika stark beeinträchtigen könnte. Foto: Ben Curtis/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der weltweiten Auslieferung der Corona-Impfstoffe kommt es wegen Exportbeschränkungen in Indien zu deutlichen Verzögerungen.

Das solidarische Impfprogramm Covax der Vereinten Nationen rechnet damit, dass für März und April geplante Lieferungen nicht wie erwartet ankommen werden, wie eine Sprecherin der Impfinitiative Gavi in Genf sagte. Die afrikanische Gesundheitsbehörde Africa CDC zeigte sich besorgt, dass dies den Kampf gegen das Coronavirus in Afrika stark beeinträchtigen könnte.

Indien ist einer der Hauptlieferanten für Covax. Das Land ist generell als Apotheke der Welt bekannt und stellt mehr als die Hälfte aller Impfstoffe weltweit her. Covax wollte von Anfang März bis Mai insgesamt 237 Millionen Impfdosen ausliefern - mehr als 100 Millionen davon solche, die vom Serum-Institut in Indien hergestellt werden.

Nun würde die Lieferung von bis zu 90 Millionen Dosen, die Covax im März und April erhalten sollte, verzögert, teilte Covax mit. 28 Millionen seien bislang eingetroffen. Zusätzlich hat Covax gut die Hälfte der 1,2 Millionen Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer ausgeliefert. Insgesamt seien erste Lieferungen in mehr als 50 Länder gegangen. Gavi-Vertreter verhandelten mit Indien über eine möglichst schnelle Lieferung der vertraglich zugesagten Dosen. Das Serum-Institut wurde finanziell unterstützt, um die Impfstoffherstellung auszuweiten, betonte Gavi. Auch anderswo hergestellte Astrazenaca-Impfdosen können statt im März erst im April ausgeliefert werden, teilte Gavi mit.

Hintergrund ist, dass Indien selbst Anspruch auf die Produktion des Impfstoffs erhebt. «Verzögerungen bei der Erteilung von Exportlizenzen für Impfdosen, die vom Serum-Institut hergestellt werden, beruhen auf der erhöhten Nachfrage nach Covid-19-Impfstoff in Indien», teilte Gavi mit.

Das 1,3-Milliarden-Einwohner-Land Indien steuert nach Einschätzung von Experten gerade auf eine neue Corona-Welle zu. Vor einigen Wochen wurden teils weniger als 10.000 Corona-Infektionen pro Tag erfasst, zuletzt waren es mehr als 50.000. Zudem geht in Indien die Angst vor einer neuen Corona-Variante um. In Analysen aus dem Bundesstaat Maharashtra konnten in vielen Proben zwei Mutationen nachgewiesen werden, die mit einer grösseren Ansteckungsgefahr in Verbindung gebracht werden und die das Virus in die Lage versetzen, die menschliche Immunantwort zu umgehen. Diese Mutationen passen den Angaben zufolge nicht zu den bislang bekannten Virus-Varianten.

Der Chef der panafrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC, John Nkengasong, sagte für Afrika sei es sehr problematisch, wenn die Lieferung von Impfdosen verzögert wird. «Es scheint, dass wir uns einer dritten Welle nähern. Ohne schnellen Zugang zu Impfstoffen werden wir weiter vor Herausforderungen stehen, Menschen werden ums Leben kommen, und Volkswirtschaften werden weiter kämpfen.» Die Verzögerungen könnten den Kampf gegen das Coronavirus in Afrika stark beeinträchtigen. Er fühle sich hilflos, sagte Nkengasong und warnte: «Es gibt keinen Grund, einen Krieg um Impfstoffe zu führen. Dann werden wir alle verlieren.»

Nkengasong reagierte dabei auch auf die Entwicklungen in Europa. Die EU-Kommission hatte eine am 1. Februar eingeführte Exportkontrolle am Mittwoch noch verschärft. Herstellern, die EU-Verträge nicht erfüllen, kann die Ausfuhr untersagt werden.

Viele Entwicklungsländer, darunter etliche afrikanische Staaten, können sich Impfstoffe nur eingeschränkt oder gar nicht selbst leisten und sind daher auf die Lieferungen durch Covax angewiesen. Nach Angaben der Regierung in Neu Delhi sind bislang knapp 18 Millionen in Indien hergestellte Impfdosen an Covax geliefert worden. Weitere 40 Millionen Dosen seien ausserhalb des Programms zu niedrigen Preisen ins Ausland verkauft oder verschenkt worden. In Indien selbst seien 50 Millionen Impfdosen verabreicht worden.

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