Knapp zwei Millionen Bewohnern des für seinen Tee berühmten indischen Bundesstaates Assam droht der Verlust der Heimat. Nur ein Nachweis, dass ihre Familien schon vor 1971 in Indien lebten, verhindert die Abschiebung ins benachbarte Bangladesch - für viele Betroffene ein unmögliches Unterfangen.
Dorfbewohner überprüfen in der Liste des National Register of Citizens (NRC) in Assam ihre Namen. Foto: Anupam Nath/AP
Dorfbewohner überprüfen in der Liste des National Register of Citizens (NRC) in Assam ihre Namen. Foto: Anupam Nath/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Fast zwei Millionen Menschen in Indien sind faktisch zu illegalen Einwanderern erklärt worden.
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Die Regierung des Bundesstaates Assam veröffentlichte am Samstag ein umstrittenes Staatsbürgerregister mit den Namen von gut 31 Millionen Einwohnern.

Auf dieser Liste fehlen rund 1,9 Millionen Bewohner. Ihnen droht die Unterbringung in Aufnahmelagern, die Abschiebung ins benachbarte Bangladesch oder die Staatenlosigkeit. Das arme und überbevölkerte Bangladesch erkennt diese Menschen nicht als eigene Bürger an.

Kritiker sprechen von einer gegen Muslime gerichteten Massnahme der hindu-nationalistischen Partei BJP, die sowohl Indien als auch Assam regiert.

Die auf der Liste nicht genannten Menschen müssen innerhalb von vier Monaten nachweisen, dass ihre Familien schon vor der Staatsgründung Bangladeschs im Jahr 1971 in Indien lebten. Hindu-Nationalisten sehen Muslime der bengalischsprachigen Minderheit als Eindringlinge - ein Wort, das auch Indiens Premierminister Narendra Modi schon gebraucht hat.

Ein vorläufiges Bürgerregister war im Juli veröffentlich worden. Damals waren noch die Namen von rund vier Millionen Menschen ausgelassen worden. Offiziell könnten die nun nicht genannten knapp zwei Millionen Menschen erst dann zu Ausländern erklärt werden, wenn alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft seien, sagten indische Behörden. Assam hat derzeit sechs Aufnahmelager mit Platz für maximal 1000 Menschen.

Dhaka alarmierte am Samstag seinen Grenzschutz. So soll verhindert werden, dass nun Menschen aus dem benachbarten Assam nach Bangladesch kämen, hiess es.

«Der wegen ihrer Tee-Exporte berühmten Region Assam droht eine humanitäre Katastrophe», sagte der Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen, Ulrich Delius. «Indien soll zum Hindu-Staat gemacht werden, in dem kein Platz für Andersgläubige und Minderheiten ist.»

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