Iran «geschwächt»: Profitiert Israel vom Tod des Präsidenten Raisi?
Der Iran dürfte nach dem Helikopter-Tod von Präsident Raisi vorerst mit sich selbst beschäftigt sein. Das könnte unter anderem Israel in die Karten spielen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ebrahim Raisi ist auf einem Helikopterflug tödlich verunfallt.
- Der Tod des iranischen Präsidenten könnte den Nahost-Konflikt beeinflussen.
- Ein Experte ordnet ein, was man nach dem Tod Raisis erwarten kann.
Die Reaktionen auf den Tod von Ebrahim Raisi könnten unterschiedlicher kaum sein: Die einen trauern um den mit dem Helikopter verunglückten Iran-Präsidenten und seine Mit-Insassen. Die anderen feiern den Absturz mit Feuerwerk oder Alkohol.
Klar ist: Der Iran spielt im Nahost-Konflikt eine wichtige Rolle. Unter anderem unterstützt er die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah, die gegen Israel kämpfen. Entsprechend stellt sich die Frage, wie sich der Absturz auf die politische Situation in der Region auswirken könnte.
Innere Krisen schwächen den Iran aussenpolitisch
Nahost-Experte Carsten Wieland sagt gegenüber Nau.ch: «Momentan wird es keine sofortigen Auswirkungen auf den Nahen Osten haben.»
Die Macht werde in den Händen von konservativen und radikalen Kräften bleiben. Grössere Änderungen könnte es erst geben, wenn es tatsächlich zu einem Umsturz in der Islamischen Republik kommt. Momentan sei dieser «nicht abzusehen», aber bleibe auch «nicht ausgeschlossen».
Für Israel könnten sich die inneren Krisen aber in jedem Fall positiv auswirken. Denn wenn der Iran zu sehr mit sich selbst beschäftigt sei, wäre das aus der Sicht Israels ein «geschwächter Kontrahent».
Zu ethnischen Konflikten und sozialen Unruhen komme jetzt im Iran noch die Nachfolgedebatte hinzu, sagt Wieland. «Das wird den Iran sicher davon abhalten, Eskalationen mit Israel voranzutreiben.» Hamas, Hisbollah oder Huthi – die direkten Konkurrenten Israels – könnten letztlich aber auch selbständig handeln.
Wieland betont, dass es aktuell schwierig sei, Vorhersagen zur Lage im Iran zu machen. Und entsprechend ist auch unklar, was der Tod von Ebrahim Raisi langfristig für den Nahen Osten bedeutet.
Verschiedene Akteure könnten von Umsturz profitieren
Der Experte führt aus: «Wenn im Iran alles beim Alten bleibt, wird sich nicht viel bewegen, ausser einer vorübergehenden Schwächung des Iran.» Von grundlegenden Veränderungen, beispielsweise durch einen Umsturz, könnte unter anderem Israel profitieren. Aber auch arabische Staaten wie Saudi-Arabien, die als Rivalen Teherans gelten.
Verlierer könnten wiederum Verbündete der Islamischen Republik sein. «Vor einer Schwäche des Iran haben diejenigen Angst, die stark vom Iran abhängen», so Nahost-Experte Wieland. Dazu gehören Syriens Machthaber Baschar al-Assad oder Irans Proxies, die aus Teheran mit Waffen beliefert werden.
Zur Erklärung: Mit dem Begriff Irans Proxies sind unter anderem die oben erwähnten Hisbollah, Hamas und Huthi gemeint.
Der iranische Präsident Ebrahim Raisi war am Sonntag bei einem Helikopter-Unfall ums Leben gekommen. Auch der Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian verstarb. Raisi galt im Iran jedoch nur als Nummer zwei hinter dem Obersten Führer Ali Chamenei.
Die Hintergründe des Unfalls sind noch unklar. Unter anderem das Wetter oder der Zustand der über 40-jährigen Maschine haben möglicherweise eine Rolle gespielt. Es wird sogar spekuliert, dass ein Sabotageakt dahinterstecken könnte.
Die Nachfolge von Raisi soll am 28. Juni geregelt werden, bis dahin hat Vizepräsident Mohammed Mochber den Posten vorübergehend übernommen. Bis am 3. Juni können sich Kandidaten, die zur Wahl antreten wollen, registrieren lassen.