Iranerin (33) ausgepeitscht – und weigert sich weiter gegen Kopftuch

Simon Binz
Simon Binz

Iran,

Roja Heschmati wurde mit 74 Peitschenhieben bestraft, weil sie sich in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch zeigte. Die Iranerin liess sich nicht einschüchtern.

Iran Kopftuch
Roja Heschmati wurde im Iran zu 74 Peitschenhieben verurteilt, weil sie in der Öffentlichkeit kein Kopftuch trug. - X

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Iranerin wurde mit 74 Peitschenhieben für das Nicht-Tragen des Kopftuchs bestraft.
  • Auch beim Vollzug der Strafe weigerte sich Roja Heschmati ein Kopftuch zu tragen.
  • Nun wird die 33-Jährige als Symbol der Protestbewegung gefeiert.

Die Iranerin Roja Heschmati wurde in ihrem Heimatland zu 74 Peitschenhieben verurteilt. Der Grund: Die 33-Jährige hatte sich ohne Kopftuch auf einer Teheraner Strasse gezeigt.

Als sie sich schliesslich zur Vollstreckung der Strafe in einem Teheraner Justizgebäude einfand, wurde sie von den Beamten erneut verwarnt. Sie solle ihr Kopftuch anlegen. Heschmati erschien nämlich mit offenem Haar zur Vollstreckung.

Trägst ein Kopftuch?

In der Zelle, wo die drakonische Strafe durchgeführt wurde, hingen Ketten an den Wänden. Das berichtet die Frau später auf ihrem Instagram-Profil. «Es war wie eine mittelalterliche Folterkammer.»

Da sie das Kopftuch weiter ablehnte, wurde sie mit Handschellen gefesselt. Eine Justizbeamtin legte ihr schliesslich ein Tuch über das Haar. Dann schlug ihr ein Beamter mit der Peitsche auf Schultern, Rücken, Po und Beine.

Hunderttausende Frauen gehen ohne Kopftuch auf die Strasse

Frauen müssen im Iran nach den Gesetzen der Islamischen Republik in der Öffentlichkeit ein Kopftuch tragen. Die Pflicht ist eines der Fundamente des theokratischen Systems, wird aber von vielen Iranerinnen abgelehnt.

Seit dem Aufstand gegen das Regime gehen heute Hunderttausende Iranerinnen ohne Kopftuch auf die Strasse. Dazu gehört auch Roja Heschmati. Sie hatte sich im April in den sozialen Medien mit offenem Haar auf einer Teheraner Strasse gezeigt.

jahr nach protesten iran
Zwei junge Frauen gehen durch die Strassen des Irans ohne Kopftuch. - keystone

Nach Angaben der Exil-Menschenrechtsgruppe Hengaw wurde sie zu einem Jahr Bewährung und den oben erwähnten 74 Peitschenhieben verurteilt. Am vorigen Mittwoch wurde das Urteil vollstreckt.

Sie murmelte während der Peitschenhiebe «Frau – Leben – Freiheit»

Wie Hengaw und der iranische Blogger Hossein Ronaghi berichten, liess sich Heschmati trotz der drakonischen Strafe nicht einschüchtern. Unter ihrem Zwangskopftuch habe sie nach eigenen Angaben während der Peitschenhiebe den Slogan der Protestbewegung gemurmelt: «Frau – Leben – Freiheit».

Nachdem sie die Folterkammer verliess, nahm sie sich demnach sofort das Tuch von den Haaren. Als die Justizbeamten sie deswegen erneut ermahnten, habe sie entschlossen erklärt, dass sie weiterhin Widerstand gegen das Regime leisten werde.

christiane amanpour
Ebrahim Raisi, Präsident des Iran, spricht vor den Vereinten Nationen in New York. - Mary Altaffer/AP/dpa

Die iranische Regierung setzt auf drakonische Strafen für Frauen, die sich gegen das Tragen des Kopftuchs aussprechen. Das Ziel: Die Protestbewegung eindämmen. Doch wie das Beispiel von Heschmati zeigt, könnte das Regime damit das genaue Gegenteil bewirken. Innerhalb der iranischen Oppositionskreise wird die 33-Jährige nämlich nun als Symbol gefeiert.

Kommentare

User #9378 (nicht angemeldet)

Europa empört sich nicht über das Massaker im gaza, stadtdessen empören sie sich über ein Kopftuch im Iran.

User #5933 (nicht angemeldet)

Wurde wieder alles gelöscht....verbieten sollte man solche medien

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