Zahlreiche Irinnen lassen ihre Babys im Ausland abtreiben. Denn in ihrer katholischen Heimat ist das kaum möglich. Ein Referendum könnte dies nun ändern.
Eine Abtreibungsgegnerin (l) hält ein weisses Blatt vor das «YES» von drei Frauen, die Abtreibungen befürworten.
Eine Abtreibungsgegnerin (l) hält ein weisses Blatt vor das «YES» von drei Frauen, die Abtreibungen befürworten. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 25. Mai stimmt die irische Bevölkerung über die Legalisierung von Abtreibungen ab.
  • Derzeit hat Irland eines der strengsten Abtreibungsverbote in Europa.
  • Umfragen zufolge sind die meisten Iren für das Referendum.
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Im katholischen Irland gilt eines der strengsten Abtreibungsverbote in Europa. Es zwingt Kritikern zufolge viele Frauen zu längeren Schwangerschaften und Eingriffen in fremden Ländern. Damit könnte bald Schluss sein: Am 25. Mai dürfen mehr als drei Millionen Iren über die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen abstimmen.

In Irland ist ein Abbruch nur gestattet, wenn das Leben der Schwangeren bedroht oder sie selbstmordgefährdet ist – 25 Eingriffe wurden 2017 aus diesem Grund in Kliniken vorgenommen. Selbst nach Vergewaltigung, Inzest und bei einem kranken Fötus ist ein Abbruch untersagt. Wer dagegen verstösst, kann mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden – jedoch nicht, wenn die Frau im Ausland abtreibt.

Das Problem in Irland: Per Verfassungszusatz sind ungeborene Kinder genauso in ihrem Recht auf Leben geschützt wie ihre Mütter. Das macht Kritikern zufolge Abtreibungen in dem Land faktisch unmöglich. Die Frauen in Irland würden «wie Gebärmaschinen behandelt», klagte ein Report der Menschenrechtsorganisation Amnesty International an. Sogar der UN-Menschenrechtsausschuss bezeichnete das Abtreibungsverbot als «grausam, unmenschlich und erniedrigend». Er forderte die irische Regierung auf, es zu überarbeiten.

Die katholische Kirche stellt sich gegen die Legalisierung von Abtreibungen.
Die katholische Kirche stellt sich gegen die Legalisierung von Abtreibungen. - dpa

Verfassungszusatz soll gestrichen werden

Durch das Referendum soll der Verfassungszusatz nun gestrichen werden. Das Parlament hätte dann die Möglichkeit, Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche zu legalisieren. In Ausnahmefällen soll der Abbruch sogar bis zur 22. Woche erlaubt sein. Die meisten Iren sind Umfragen zufolge für das Streichen des Verfassungszusatzes.

Bislang suchten viele Frauen in ihrer Not Hilfe im Ausland: Mehr als 168'700 Schwangere liessen von 1980 bis 2016 den Eingriff in Grossbritannien vornehmen. Das geht aus britischen Statistiken hervor, für die die Heimatadressen der behandelten Frauen ausgewertet wurden. Auch in anderen Ländern – etwa in den Niederlanden – lassen Schwangere aus Irland abtreiben. Jedoch sind die Zahlen niedriger.

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