Israel billigt Vergeltungsschlag gegen Hisbollah
Der Raketenangriff auf den Golanhöhen schürt die Sorgen vor einem grösseren Krieg in der Region. Erdogan droht derweil Israel mit militärischer Einmischung.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstagabend starben zwölf junge Menschen auf den Golanhöhen durch eine Rakete.
- Israel macht die Hisbollah verantwortlich und hat mit Vergeltung gedroht.
- In der Nacht auf Montag hat das Sicherheitskabinett diesen Schritt gebilligt.
- Am Sonntagabend drohte ausserdem der türkische Präsident mit einem Einmarsch in Israel.
- Hier gibt es die neuesten Entwicklungen im Ticker.
Bei einem Raketenangriff auf die israelisch besetzten Golanhöhen kamen am Samstagabend mindestens zwölf Menschen ums Leben. Nach israelischen Militärangaben handelt es sich bei den Toten allesamt um Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 20 Jahren. 18 weitere Jugendliche wurden demnach verletzt. Der tödliche Raketenangriff wird der Hisbollah zugeschrieben.
Benjamin Netanjahu drohte umgehend mit Vergeltung. In der Nacht auf Montag hat das Sicherheitskabinett Israels Ministerpräsident und den Verteidigungsminister Joav Galant zu dem Vergeltungsschlag ermächtigt. Netanjahu hatte der proiranischen Miliz zuvor gedroht, sie werde einen «hohen Preis» bezahlen.
Für Aufregung sorgte am Sonntagabend auch eine Aussage vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der Israel mit militärischer Einmischung drohte. Der israelische Aussenminister Israel Katz warnte den türkischen Präsidenten prompt vor einem solchen Schritt.
Der tödliche Raketenangriff droht Israel und die libanesische Schiiten-Miliz an den Rand eines offenen Krieges zu bringen. Hier gibt es die neuesten Entwicklungen im Ticker:
Israels Sicherheitskabinett beendet Sitzung zum Golan-Angriff
04.55: Das israelische Sicherheitskabinett hat ihre Beratungen abgeschlossen und einen Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah im Libanon gebilligt. Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant seien ermächtigt worden, «über die Art und Weise und den Zeitpunkt des Vorgehens gegen die Terrororganisation Hisbollah zu entscheiden», teilte das Büro des Ministerpräsidenten am Abend im Anschluss an die mehrstündige Sitzung mit.
In Israel wurden unterdessen libanesische Medien zitiert, wonach im Süden des Libanons zwei Gebiete angegriffen worden seien, die in den vergangenen Monaten bereits mehrfach von der israelischen Luftwaffe ins Visier genommen worden seien. Es scheine sich aber nicht um eine Reaktion auf den Raketenangriff auf den Golanhöhen zu handeln, hiess es.
Libanesische Airline verschiebt Rückkehr-Flüge – USA will deeskalieren
02.44: Während sich die Hisbollah nach eigenen Angaben auf einen möglicherweise schweren Angriff Israels einrichtet, verschob die libanesische Fluggesellschaft Middle East Airlines am Abend die Rückkehr einiger ihrer Flüge, wie das «Wall Street Journal» berichtete.
US-Beamte hätten sich an ihre Kollegen in Israel und im Libanon gewandt sowie Botschaften mit dem Iran ausgetauscht, um zu versuchen, die Situation zu deeskalieren, zitierte die US-Zeitung mit der Angelegenheit vertraute arabische und europäische Beamte. Alle Seiten hätten angedeutet, dass sie nicht an einer Ausweitung des Konflikts interessiert seien, hiess es.
Erdogan und Israel drohen sich gegenseitig
01.11: Der israelische Aussenminister Israel Katz warnte den türkischen Präsidenten prompt: «Erdogan tritt in die Fussstapfen von Saddam Hussein und droht mit einem Angriff auf Israel. Er soll sich nur daran erinnern, was dort geschah und wie es endete», schrieb Katz am späten Abend auf der Plattform X. Im Jahr 2003 waren US-Truppen in den Irak einmarschiert. Der Militäreinsatz führte zum Sturz des damaligen irakischen Diktators Saddam Hussein. Drei Jahre später wurde Hussein wegen Massakern an Kurden und Schiiten hingerichtet.
Zuvor hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am späten Sonntagabend Israel mit militärischer Einmischung gedroht. «So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun», sagte er auf einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen Meer mit Blick auf Israel. Erdogan bezog sich dabei auf den Berg-Karabach-Konflikt, wo Erdogan die Konfliktpartei Aserbaidschan unter anderem mit Drohnen unterstützte. Im Bürgerkriegsland Libyen unterstützt Ankara die international anerkannte Regierung mit militärischer Ausstattung und Personal.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. Erdogan nannte die Hamas eine «Befreiungsorganisation» und verglich Israels Regierungschef Netanjahu mit Adolf Hitler. Mitte Juli erklärte Erdogan, sein Land wolle Kooperationen zwischen der Nato und dem Partner Israel künftig nicht mehr zustimmen, bis in den palästinensischen Gebieten nachhaltiger Frieden geschaffen werde.