Wie geht es nach dem intensiven Raketenangriff von Iran auf Israel weiter? Die neuesten Entwicklungen gibt es hier im Ticker.
Social-Media-Aufnahmen zeigen zahlreiche Einschläge auf israelischem Gebiet. - Twitter/@CollinRugg

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Iran hat Israel am Dienstag mit fast 200 Raketen angegriffen.
  • Die meisten der Geschosse wurden von Israel und der US-Verteidigungskoalition abgefangen.
  • Israels Armee plant nach eigenen Angaben bereits einen Vergeltungsschlag.
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Der Konflikt im Nahen Osten verschärft sich weiter. Der Iran hat am Dienstag fast 200 Raketen auf Israel abgeschossen. Dabei kam im Westjordanland eine Person ums Leben, in Tel Aviv wurden zwei Menschen verletzt.

Die meisten der Geschosse wurden von Israel und einer von den USA geführten Verteidigungskoalition abgefangen. Die US-Regierung bewertete den Raketenangriff auf Israel als «vereitelt und unwirksam».

Befürchtest du eine weitere Eskalation im Nahen Osten?

Dennoch handele es sich um eine «bedeutende Eskalation», sagte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan in Washington. Israel drohte Iran am späten Dienstagabend bereits mit einem Vergeltungsschlag. Weitere Updates gibt es hier in unserem Ticker:

Irans Aussenminister: Fürchten keinen Krieg

07.33: Irans Aussenminister Abbas Araghchi hat unmittelbar nach dem Raketenangriff seines Landes auf Israel mit europäischen Kollegen telefoniert. Gespräche führte er unter anderem mit Bundesaussenministerin Annalena Baerbock und Kollegen in Grossbritannien, Frankreich sowie weiteren Ländern. Das berichtet die iranische Nachrichtenagentur Irna.

Die Raketenoperation sei nun abgeschlossen, sagte Araghchi laut Irna. «Aber sollte das zionistische Regime (Israel) Vergeltungsmassnahmen ergreifen, wird unsere Antwort noch härter ausfallen», erklärte der Minister. Die Islamische Republik Iran strebe keine Eskalation an, fürchte aber auch keinen Krieg, fügte er hinzu.

Biden: Konsequenzen für Iran bleiben abzuwarten

06.12: US-Präsident Joe Biden wirbt dafür, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff auf Israel gut abzuwägen.

Auf die Frage, wie Israel auf den Iran reagieren sollte, antwortete Biden im Weissen Haus in Washington: «Das ist momentan eine laufende Diskussion. Wir müssen uns alle Daten genau ansehen. Wir sind in ständigem Kontakt mit der israelischen Regierung und unseren Partnern, und das bleibt abzuwarten.»

Biden
Joe Biden äussert sich zum Raketenangriff auf Israel. (Archivbild) - keystone

Biden sagte, er habe nach dem Angriff noch nicht mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gesprochen. «Wir haben mit all seinen Leuten gesprochen, und ich werde mit ihm sprechen.»

Weiter sagte der US-Präsident, nach dem derzeitigen Stand scheine der Angriff abgewehrt und unwirksam gewesen zu sein. Das sei ein Beweis für die militärischen Fähigkeiten Israels und des US-Militärs.

Wie schätzen Experten die Lage ein?

05.55: Grant Rumley, ein Ex-Pentagon-Beamter, sagte der «NYT», im Gegensatz zu dem Angriff im April gebe es grosse Unterschiede. Damals war Israel tagelang vorgewarnt und konnte seine Verteidigung mit Verbündeten in der Region koordinieren. Der Angriff am Dienstag hingegen sei nur wenige Stunden im Voraus angekündigt worden.

«Daher ist es schwer, diesen neuen Angriff als rein symbolisch zu betrachten», sagte Rumley. «Es sieht auf jeden Fall nach einer Eskalation durch den Iran aus.»

Nahostkonflikt - Israel
Der Iran droht Israel. - dpa

Das Heft des Handelns liegt nach Einschätzung von Experten nun bei Israel. Mohanad Hage Ali sagte dem «WSJ», Irans Angriff gebe Israel Anlass, direkt auf iranisches Territorium zurückzuschlagen. Das könnte laut dem stellvertretenden Direktor des Malcolm H. Kerr Carnegie Middle East Center, einem Forschungsinstitut in Beirut, einen regionalen Krieg auslösen.

Ähnlich schätzt Bilal Saab, ein ehemaliger Pentagon-Beamter und jetzt bei der Denkfabrik Trends Research and Advisory, die Lage ein. Er sagte: «Die Möglichkeit einer weiteren Eskalation hat mehr damit zu tun, was Israel will und weniger damit, was der Iran tut.» Er fügte hinzu: «Israel sieht hier eine einmalige Gelegenheit, all seinen Gegnern zu schaden und ihnen möglicherweise einen tödlichen Schlag zu versetzen.»

«CNN»-Reporter berichten von Explosionen in Beirut

04.15: Reporter von «CNN» berichten von Explosionen in Beirut. Wie ein Foto des US-Nachrichtensenders zeigt, waren am Himmel über den südlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt dicke Rauchschwaden zu sehen.

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) hatten zuvor erklärt, sie griffen Ziele der Hisbollah in mehreren südlichen Vororten Beiruts an. Weitere Einzelheiten zu der Operation würden folgen.

Die Bevölkerung wurde zudem aufgefordert, mehrere Stadtteile und Gebäude in den südlichen Vororten zu räumen. Die Evakuierungsbefehle des israelischen Militärs wurden zwischen Mitternacht Ortszeit und 3 Uhr morgens in den sozialen Medien veröffentlicht. Wahrscheinlich zu einer Zeit, in der viele Menschen schlafen.

US-Ratingagentur senkt Israels Kreditwürdigkeit

03.55: Die US-Ratingagentur S&P hat den langfristigen Ausblick für Israel um eine Stufe von A+ auf A gesenkt. Der Ausblick sei negativ und die Herabstufung spiegele die Auswirkungen des sich verschärfenden Libanon-Konflikts auf die israelische Wirtschaft.

Mit einem schlechteren Rating steigen üblicherweise die Kosten bei der Aufnahme von neuen Krediten, da das Ausfallrisiko höher eingestuft wird.

Macron fordert Israel zum Ende der militärischen Operationen auf

02.37: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilt die Angriffe Irans auf Israel. Zudem ruft er in einem Statement auch Israel, dazu auf, die militärischen Operationen so schnell wie möglich zu beenden. Libanon solle seine Souveränität und die territoriale Integrität wiedererlangen.

Israel
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Irans Angriff auf Israel verteidigt - in einem Statement aber auch Israel dazu aufgefordert, die militärischen Operationen so schnell wie möglich zu beenden. - dpa

Kursverluste und steigende Ölpreise nach iranischem Angriff

02.30: Der iranische Raketenangriff auf Israel hat an der New Yorker Börse zu Kursverlusten und steigenden Ölpreisen geführt. In New York gaben der Dow Jones und der Technologie-Index Nasdaq am Dienstag um rund anderthalb Prozent nach.

Der Preis für die Rohölsorte Brent North Sea stieg um 2,6 Prozent auf 73,56 Dollar pro Barrel. Der Preis für Gold, das als besonders sichere Geldanlage gilt, verteuerte sich um rund ein Prozent. Er nimmt damit ein neues Rekordhoch von über 2600 Dollar pro Unze ein.

Israel greift erneut Hisbollah-Stellungen in Beirut an

01.55: Nach dem iranischen Raketenangriff hat Israel im Kampf gegen die Hisbollah-Miliz erneut die libanesische Hauptstadt Beirut angegriffen. Die Armee attackiere «terroristische Ziele in Beirut», teilte die Armee am frühen Mittwochmorgen mit.

Details nannte das Militär zunächst nicht. Zuvor hatte Israel kraftvolle Angriffe im Nahen Osten angekündigt. Die iranischen Raketenangriffe hätten keine Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit der Luftwaffe, hiess es.

Iran droht Israel bei Vergeltung mit weiteren Angriffen

01.45: Der Iran hat Israel im Falle einer Vergeltungsmassnahme nach seinem Raketenangriff gedroht. «In diesem Fall wird unsere Antwort stärker und kräftiger ausfallen», schrieb der iranische Aussenminister Abbas Araghchi auf der Plattform X.

«Unsere Aktion ist abgeschlossen, es sei denn, das israelische Regime beschliesst, zu weiteren Vergeltungsmassnahmen aufzurufen.»

Iran Mideast Tensions
Vor der britischen Botschaft in Teheran feierten am Dienstagabend zahlreiche Iraner den Angriff ihres Landes auf Israel. - Keystone

Sein Land habe mit dem Angriff vom Dienstagabend Selbstverteidigung gemäss der UN-Charta ausgeübt. Es seien ausschliesslich Militär- und Sicherheitseinrichtungen angegriffen worden, «die für den Völkermord in Gaza und im Libanon verantwortlich sind».

Der Iran habe dies getan, «nachdem wir fast zwei Monate lang enorme Zurückhaltung geübt haben. Wir haben Raum für eine Waffenruhe in Gaza geschaffen». Die Unterstützer Israels hätten jetzt eine grössere Verantwortung, «die Kriegstreiber in Tel Aviv zu zügeln».

Grossbritannien: Britisches Militär in Nahost beteiligt

01.20: Das britische Militär hat sich am Abend an Versuchen beteiligt, eine weitere Eskalation im Nahen Osten zu verhindern. Das teilte Verteidigungsminister John Healey in der Nacht in einem Post auf der Plattform X mit.

«Ich verurteile den Angriff des Irans auf Israel aufs Schärfste», teilte Healey mit. Er dankte den Beteiligten des britischen Militärs für ihren Mut und ihre Professionalität.

«Das Vereinigte Königreich steht voll und ganz hinter Israels Recht, sein Land und seine Bevölkerung gegen Bedrohungen zu verteidigen.» Einzelheiten zu der genauen Art der britischen Beteiligung nannte der Verteidigungsminister nicht.

Netanjahu: Iran wird für seinen Fehler bezahlen

23.15: Israel Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nach dem iranischen Angriff Vergeltung angekündigt. «Der Iran hat heute Abend einen grossen Fehler gemacht – und er wird dafür bezahlen».

Das sagte Netanjahu dem israelischen Sicherheitskabinett nach Angaben seines Büros. Irans Angriff sei gescheitert. Auch Israels Armeechef Herzi Halevi hat eine Reaktion auf den iranischen Angriff angekündigt.

Benjamin Netanjahu
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Iran mit einem Vergeltungsschlag gedroht. - DPA

«Wir werden entscheiden, wann wir den Preis fordern und unsere präzisen und überraschenden Angriffsfähigkeiten demonstrieren werden». Dies geschehe auf Anweisung der Regierung.

Wie genau ein Vergeltungsschlag aussehen könnte, teilte er nicht mit. Halevi zufolge hat Israel seine Fähigkeit gezeigt, den Erfolg seines Feindes zu verhindern.

Grund sei das vorbildliche Verhalten der Zivilbevölkerung sowie seine starke Luftabwehr. Landesweit hatten Millionen Menschen gemäs den offiziellen Anweisungen Zuflucht in Bunkern und Schutzräumen gesucht.

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